Als es im Jahr 1935 darum ging, den 30-jährigen Geburtstag des Nürnberger Opernhauses gebührend zu würdigen, sah sich ein Referent des Hauses zu allerlei architekturhistorischen Erläuterungen bemüßigt. Zwei Jahre nach der Nazi-Machtübernahme sei es beim Umbau des Prachtbaus darum gegangen, "den Geist des Jugendstils", der das Hausinnere bis dato "in geradezu aufdringlicher Form" beherrscht habe, "zu verjagen", ließ er in einer Festschrift wissen. Es ist nicht überliefert, was exakt Adolf Hitler angeordnet hatte für den Opernumbau in der von ihm verehrten Stadt Nürnberg, aus seinem Munde wurde dazu wenig bekannt. Überliefert aber ist, dass der sechsmonatige Eileingriff zur Ausradierung des dort vorherrschenden Jugendstils ein Desaster wurde - vor allem für die in einem Opernhaus nicht ganz irrelevante Akustik. Ein Ein-, um nicht zu sagen Angriff, unter dem das Haus bis heute leidet.
Nürnberger Oper:Das verkorkste Haus
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Während der Reichsparteitage der Nationalsozialisten wurde der Prachtbau zum Teil der NS-Choreografie. Aber mit ihrer Umgestaltung des Gebäudes waren die Machthaber selbst unglücklich. Unter der minderwertigen Akustik leidet der Bau bis heute.
Von Olaf Przybilla, Nürnberg
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