Ehemaliges NS-Reichsparteitagsgelände:Warnung vor schneller Opernhaus-Entscheidung

Lesezeit: 1 min

Der Landesverein für Heimatpflege will erst gründlich debattiert wissen, ob ein Interimsopernhaus an die ehemalige NS-Kongresshalle gebaut werden soll.

Der Landesverein für Heimatpflege spricht sich für eine intensive Diskussion aus, ehe die Stadt Nürnberg Pläne für ein Opern-Interim an der ehemaligen NS-Kongresshalle verwirklicht. "Es handelt sich um eine Gedenkstätte, die zwar kein Tatort ist, aber ein Täterort. Sie ist somit keine Immobilie wie andere Altbauten, bei denen eine Um- oder Weiternutzung ja in der Regel wünschenswert ist", erklärt der stellvertretende Vorsitzende Günter Dippold in einer Mitteilung. Der Torso sei ein Zeugnis des NS-Größenwahns, aber auch ein Zeugnis des gescheiterten Größenwahns. Bevor man "auf dieser Nazi-Jubelstätte" Opern spiele, müsse eine ausführliche Debatte geführt werden, ob und wie das überhaupt angemessen sei. Dippold erklärt, er lehne solche Pläne keineswegs von vornherein ab. Er könne sich aber schwer vorstellen, dass man dort etwa "Werke des antisemitischen Opern-Komponisten Hans Pfitzner" oder Wagners "Meistersinger" aufführen könne, deren Ouvertüre den Nazis "als Aufmarschmusik diente".

Auch wenn für die Stadt die Zeit dränge, sei der Gedenkort "viel zu bedeutend, als dass man eine Debatte über das Vorhaben abwürgen dürfte, ehe sie in Gang gekommen ist", erklärt Rudolf Neumaier, Geschäftsführer des Landesvereins. Zu beteiligen seien neben der Lokalpolitik auch Personen aus der zeitgeschichtlichen Forschung ebenso wie Vertreter von Bühnenverbänden sowie Künstlerinnen und Künstler. Sollte dabei herauskommen, dass der Ort geeignet sein könnte, werde die Diskussion wichtige Aspekte für die Realisierung geliefert haben. "Wir haben eine Verantwortung für solche Gedenkstätten. Wo wir ihr nicht gerecht werden, machen wir uns angreifbar. Daher verbietet sich ein Schnellschuss", erklärt Neumaier. Die Stad will noch 2021 entscheiden, ob ein Interim auf das Gelände kommt.

© SZ/prz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: