Süddeutsche Zeitung

Nürnberg:Meilenweit

Ein Student will mit einer App Anreize schaffen, sich nachhaltiger fortzubewegen. Auf seine Idee ist auch schon das Bundesverkehrsministerium aufmerksam geworden.

Von Anne Kostrzewa, Nürnberg

Bei Flugreisen funktioniert es schon, jetzt könnte das Meilen-Sammeln auch im Nahverkehr Anwendung finden. Geht es nach David Pereira van Loock, Student an der Technischen Hochschule Nürnberg, sollen Radfahrer, Spaziergänger, Bus- und Bahnfahrer bald in der Lage sein, auf dem Weg zur Arbeit über eine App "grüne Meilen" zu sammeln. Sogar Autofahrer sollen belohnt werden - wenn sie mindestens zu viert unterwegs sind. "Es ärgert mich jedes Mal, wenn Autos an mir vorbeifahren, in denen nur eine Person sitzt", sagt der 25-jährige Nürnberger.

So entstand seine Idee: Ein Bonus-System gegen Feinstaub und für mehr Nachhaltigkeit. "Damit Menschen sich umweltbewusster fortbewegen, brauchen sie einen Anreiz", glaubt Pereira van Loock. Die gesammelten Punkte sollen Nutzer deshalb zum Beispiel für ein vergünstigtes Ticket einlösen können. Oder, wenn sie das gar nicht brauchen, in Einzelhandel oder Online-Shops. Dass die mitmachen und Prämien oder Sonderrabatte bereitstellen werden, daran hat der Student keinen Zweifel: "Sie profitieren ja von einem nachhaltigen Image." Sinn habe das natürlich nur, wenn Produkte und Geschäftsmodell der Partner mit dem umweltbewussten Anspruch der App vereinbar seien.

Mit seiner Idee hat Pereira van Loock gerade beim vom Bundesverkehrsministerium initiierten Deutschen Mobilitätspreis den dritten Platz abgeräumt. Mit dem Preisgeld möchte der Masterstudent die Theorie nun in die Praxis umsetzen. "Mein Ziel ist es, mit der App in Nürnberg als Pilotprojekt zu starten." Zum Studieren wird Pereira van Loock aber trotzdem kommen: Die "grünen Meilen" sind auch das Thema seiner Masterarbeit, die in einem Jahr fertig sein soll. Sein Fach: Urbane Mobilität.

"Momentan gibt es noch viele offene Fragen", sagt er. "Etwa, wie die App erkennt, dass Nutzer wirklich von A nach B laufen - und nicht einfach joggen gehen." Oder, wie man überprüft, dass drei Beifahrer im Auto sitzen. Für die technische Entwicklung will der Nürnberger IT-Studenten mit ins Boot holen. "Ich bin mit der Idee noch am Anfang. Aber es wird auf jeden Fall nicht nur ein nachhaltiges Projekt, sondern auch ein interdisziplinäres."

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Quelle:
SZ vom 16.03.2017
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