Ministerpräsident Markus Söder hat mal wieder Aufmerksamkeit erregt. Das tut er ja häufiger, insbesondere durch seine Internetaktivitäten. Diesmal handelt es sich aber um eine Begebenheit aus der realen Welt, sie trug sich zu am Samstagabend beim Festakt zu Ehren des 1. FC Nürnberg, der im Rathaus seinen 125. Gründungstag feierte.
Ein Thema, das den „Glubb“ und seine Fans (also auch Söder, siehe Internetaktivitäten) dieser Tage sehr umtreibt, ist der Neubau seines respektive ihres Max-Morlock-Stadions. Dass dieser kommen soll, da sind sich die meisten einig. Indes, die Finanzierung ist noch nicht geklärt. Beziehungsweise: Sie war nicht geklärt, bis zum Samstagabend, bis zu Söders Auftritt – so konnte man es verstehen. „Die Hälfte zahlt die Stadt Nürnberg, die andere Hälfte der Freistaat, dann können wir einen Deal machen“, verkündete er laut Nürnberger Nachrichten und seither wird interpretiert und spekuliert, gehofft und gedeutet: Meint er das ernst? Und wovon überhaupt die Hälfte?

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Ursprünglich sah der grobe Finanzierungsplan mal so aus: Die Stadt als Stadioneigentümerin und der Verein als Nutzer leisten gleichermaßen einen Beitrag von 30 Millionen Euro, die weiteren Kosten sollten durch externe Investoren und Kredite gedeckt werden. Weil sich der Club in einer ersten Kalkulation bei seinen Einnahmen durch Ticketverkäufe aber übernommen hatte, zeichnete sich zuletzt ab, dass Stadion samt Umfeld weniger opulent werden als angedacht und die Stadt mehr wird zahlen müssen. Wieviel, hängt von den weiteren Planungen ab. Was die Sache mit der Hälfte auch so vielseitig auslegbar macht.
Ist die Hälfte aller Kosten gemeint, die nach letzten Schätzungen bei deutlich mehr als 200 Millionen Euro liegen werden? Oder die Hälfte der Kosten, die die Stadt zu tragen gedenkt? Dann wäre der Beitrag des Freistaats gleich viel geringer. Und was zahlt eigentlich der 1. FC Nürnberg, wenn Stadt und Freistaat schon je eine Hälfte übernehmen?
Fragen, die sich auch Nürnbergs SPD-Chef Nasser Ahmed stellt, zugleich sportpolitischer Sprecher seiner Stadtratsfraktion und OB-Kandidat seiner Partei. Er freue sich über Söders Bekenntnis, „daran werden wir ihn erinnern“, sagt Ahmed. Er habe aber den Eindruck, der CSU-Chef habe sein Versprechen „ein bisschen aus der Feierstimmung, aus der Bierlaune heraus“ abgegeben. Der Verdacht liegt nahe, wenngleich Söder lieber Cola light trinkt.
Womöglich fühlte er sich aber auch herausgefordert von Oberbürgermeister Markus König (CSU), dem seit geraumer Zeit daran gelegen ist, seinem Parteifreund finanzielle Hilfe abzuringen. Was ihm gelungen zu sein scheint. „Dass sich der Ministerpräsident – als leidenschaftlicher und bekennender Club-Fan – so eindeutig positiv zum Fußball- und Stadionstandort Nürnberg äußert, gibt zusätzlich kräftigen Rückenwind, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen“, sagt König. Andere in der CSU bremsen etwas. Andreas Krieglstein etwa, Chef der Stadtratsfraktion, spricht von einer „hoffnungsvollen Botschaft“, aber auch von einer „humorvollen Bemerkung“ als Replik auf den OB in einer „sehr launigen Rede“.
Beim 1. FC Nürnberg hat man Söders Worte ebenfalls wohlwollend wahrgenommen – und im Grundsatz auch ernst, ohne sich der Höhe des Zuschusses sicher zu sein. SPD-Chef Ahmed ist da etwas strenger, er will Söder auf seine Zusage „festnageln“, wie er sagt. Dieser wolle ja nicht als „Ministerpräsident der leeren Ankündigungen“ gelten.
Nachfrage deshalb in der Staatskanzlei: Ist das nun ernst gemeint mit der Hälfte? Und inwiefern ist die Aussage des Ministerpräsidenten aus seiner Sicht bindend? „Der Freistaat steht bereit“, teilt ein Sprecher mit, „und im Kontakt mit der Stadt Nürnberg.“ Welche Art der finanziellen Unterstützung möglich wäre, lässt er offen. Zunächst seien die Planungen abzuwarten. „Auf dieser Grundlage wird der Freistaat seinen Beitrag erbringen.“ Klingt nach einer Zusage. Zumindest so halb.