Mitten in Nürnberg:Langsam, langsamer, Frankenschnellweg!

Mitten in Nürnberg: Dem Begriff "schnell" kommt im Zusammenhang mit der A 73 in mehrfacher Hinsicht eine eher beschönigende Bedeutung zu.

Dem Begriff "schnell" kommt im Zusammenhang mit der A 73 in mehrfacher Hinsicht eine eher beschönigende Bedeutung zu.

(Foto: David Ebener/dpa)

Der Streit um den "kreuzungsfreien Ausbau" der Bundesautobahn 73 im Nürnberger Stadtgebiet ist eine Never Ending Story. Warum eigentlich?

Glosse von Olaf Przybilla, Nürnberg

Schade, dass es keine speziell fränkischen Wettbüros gibt. Die hätten sicher eine Antwort auf die Frage, ob das historische Running-Gag-Projekt "kreuzungsfreier Ausbau des Frankenschnellwegs" eines Tages realisiert wird - oder eben nicht. Das Ergebnis einer rundweg unrepräsentativen SZ-Umfrage lautet: Es gibt Nürnberger, die würden ihr Haustier darauf verwetten, dass es bald so weit ist. Und andere, die ihren Hausstand dagegen setzen. Und beide kommen aus derselben Bevölkerungsgruppe, wählen und denken ähnlich.

An diesem Dienstag wird die etliche Jahrzehnte umfassende Frankenschnellweg-Chronik um ein weiteres Kapitel erweitert, der Verkehrsclub Deutschland (VCD) will den Ausbau am Verwaltungsgericht verhindert wissen. Wie immer bei solchen Klagen wären vertiefte juristische und ingenieurtechnische Kenntnisse hilfreich, um ansatzweise nachvollziehen zu können, um was da gestritten wird. Aber man kann den Termin auch zum Anlass nehmen, mal grundsätzlich zu fragen, warum exakt diese Trasse die Stadtgesellschaft signifikant spaltet - und zwar, wie gesagt, sogar Gruppen, die im Grunde gut miteinander können.

Es ist so: Da gibt es die einen, die eine De-facto-Autobahn mit Ampeln eine Contradictio in adiecto nennen, einen Jahrzehnte währenden Widerspruch in sich und ein zentralfränkisches Alleinstellungsmerkmal. Die es für nicht aufdringlich logisch und auch nicht übermäßig ökologisch halten, wenn täglich etwa 60 000 Menschen auf einer Straße (oder, mindestens so schlimm, deren Ausweichschleichwegen) zuverlässig im Stau stehen. Und die in einem Tunnel mit versprochenem "Stadtteilpark" auf dem Deckel eine vertretbare Alternative sähen.

Und es gibt die anderen, die es immer schon für eine Groteske hielten, überregionalen Verkehr quer durch die Großstadt, respektive sogar (rechnet man Fürth hinzu) zwei Großstädte zu leiten. Die die Idee, noch mehr Karossen dorthin zu locken, als erweiterten Irrsinn aus der Mottenkiste der Verkehrsplanung empfinden. Und die eine etwaige Zementierung der real existierenden Stadtteilung für derzeit angepeilte 660 Millionen Euro als so ziemlich das Letzte erkennen mögen, was diese nicht besonders von Reichtum beschwerte Stadt dringend bräuchte.

Eines immerhin wollen beide Seiten unbedingt haben: mehr Natur! Die einen allerdings sähen das Grün gerne auf dem geplanten Tunnel - die anderen in einem neuen Stadtteil, der die Trasse ersetzt. Auch in dem Punkt dürfte man also nicht allzu schnell zusammenkommen.

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