Nürnberg:"Du bist dann die Mutter eines Verbrechers"

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Alle sind betroffen: Der Aufenthalt im Gefängnis - das Bild zeigt den ehemaligen Zellentrakt der Justizvollzugsanstalt in Nürnberg - stellt nicht nur für die Verurteilten eine Strafe darf. Sie bedeutet auch für viele Eltern eine extreme Belastung. (Foto: Daniel Karmann/picture alliance/dpa)

Wenn ein Mensch ins Gefängnis muss, betrifft das oft nicht nur ihn, sondern eine ganze Familie. Wie gehen Eltern mit Belastung, Stigma und Wut um? In Nürnberg gibt es eine Gruppe, in der darüber gesprochen wird. Ein Besuch.

Von Clara Lipkowski, Nürnberg

Nach wenigen Minuten Reden platzt es aus ihm heraus: "Man kann es ja klipp und klar sagen! Er hat zehn Jahre wegen Vergewaltigung bekommen!" Klaus Senn (Namen aller Betroffenen geändert) hebt dabei die Arme, blickt in die Runde, also wolle er sagen: Und?! "Ja, Vergewaltigung, sagen die", schiebt seine Frau hinterher. "Genau!", sagt Klaus Senn. Das Paar sitzt Ende Oktober in Nürnberg in einem Eckzimmer, Typ Besprechungsraum, sechs Holzfurniertische sind im Halbkreis auf einen großen Monitor ausgerichtet. Dazu Brezen, Papierservietten, Kaffee aus der Thermoskanne. Klaus Senn hat eineinhalb Stunden anderen Eltern zugehört, jetzt ist er dran. Er will seinen Sohn lieber heute als morgen aus dem Knast holen. Das Gericht müsse ihn nochmal anhören! Er redet schnell und laut. Irgendwann haut er mit der Faust auf den Tisch.

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