Nürnberg:Hoffnung zwischen Ruinen

Nürnberg: Nach zehn Jahren kriegsbedingter Zwangspause wurden 1948 wieder Weihnachtsbuden aufgebaut.

Nach zehn Jahren kriegsbedingter Zwangspause wurden 1948 wieder Weihnachtsbuden aufgebaut.

(Foto: Stadtarchiv Nürnberg)

1948 fand der erste Christkindlesmarkt nach dem Krieg statt

Als vor 70 Jahren der erste Christkindlesmarkt der Nachkriegszeit begann, war das für viele Nürnberger ein Zeichen der Hoffnung und der beginnenden Normalität. Die Altstadt war zwar noch eine Ruinenlandschaft, aber zumindest der Schöne Brunnen hatte die Bombardierungen dank eines Betonmantels überstanden. Bei der Eröffnung am 4. Dezember 1948 wurde nicht nur eine alten Tradition wieder aufgenommen - die Geschichte des Christkindlesmarktes geht mindestens bis 1628 zurück - sondern gleich eine recht neue Erfindung beibehalten: Die berühmte Eröffnungszeremonie - die an diesem Freitag wieder stattfindet - mit Posaunenchor, zwei Rauschgoldengeln und einer jungen Frau, die das Christkind verkörpern soll. Diese Inszenierung war erst 1933 nach den Vorstellungen des NS-Oberbürgermeisters Willy Liebel geschaffen worden. Der Hauptmarkt hieß damals "Adolf-Hitler-Platz" und Nürnberg galt den Nationalsozialisten mit seiner intakten Altstadt als "deutscheste aller deutschen Städte".

Von der mittelalterlichen Romantik blieb nach einem verheerenden Bombenangriff am 2. Januar 1945 bekanntlich wenig übrig. Nordöstlich der Pegnitz war die Altstadt ein wüstes Trümmerfeld.

Wie viele Touristen den Christkindlesmarkt 1948 besuchten, ist nicht bekannt. Hotelbetten waren damals jedenfalls schon gefragt, das belegt eine sehr spezielle Immobilie, die direkt neben dem Hauptmarkt liegt. Ein alter Luftschutzbunker, den man vom Rathauskeller aus betreten kann, und der im Juli 1948 von einem findigen Unternehmer in ein "Bunkerhotel" umfunktioniert wurde. Fenster gab es dort nicht, weshalb der Mann einen lokalen Künstler beauftragte, ein paar schöne Bilder der unzerstörten Stadt an die Wand zu malen. Am Gefängnischarme der 22 Einzel- und Doppelzimmer und der Gemeinschaftswaschräume hat das aber wenig geändert, weshalb die Gäste ausblieben, sobald es wieder ausreichend oberirdische Alternativen gab. Gemeinsam mit dem Verein "Nürnberger Felsengänge" bietet das Stadtmuseum an drei Adventssonntagen Führungen durch dieses ehemalige Bunkerhotel an (www.stadtmuseum-fembohaus.de).

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