Seit Jimi Heselden, der ehemalige Chef der Stehroller-Firma Segway, mit einem seiner Roller versehentlich über eine Klippe fuhr und in seinen Tod stürzte, hörte man lange nichts mehr über kurios-tragische Unfälle mit solchen Fortbewegungsmitteln. Seit einiger Zeit häufen sich Meldungen dieser Art jedoch wieder. Schuld daran sind Verwandte der Segways: die E-Scooter. Jeder kennt sie, keiner mag sie. Außer man ist Touristin oder Tourist, dann ist es eh schon wurscht, weil man ist in einer fremden Stadt, in der einen niemand kennt und erkennt, wenn man würdelos und für verhältnismäßig viel Geld auf dem Scooter durch die City flitzt.
Sie wollen Belege? Bitte sehr: Im Juli war ein 36-jähriger Mann mit seinem E-Scooter auf der Autobahn bei Kahl am Main unterwegs - auf dem Standstreifen und entgegen der Fahrtrichtung. Betrunken. Oder Ende Mai: Da raste ein Mann auf einem E-Scooter durch ein Kulmbacher Einkaufszentrum. Die Security konnte ihn stoppen - und stellte fest: Der Scooter war geklaut. Der Mann: betrunken. Bei aller Liebe zu kuriosen Meldungen dieser Art - für die mit ernüchternder Regelmäßigkeit offenbar bevorzugt betrunkene junge Männer verantwortlich sind- kommt es leider auch immer wieder zu schweren Unfällen mit diesen E-Scootern. Und zu tödlichen.
Die Stadt Nürnberg jedenfalls scheint von dem ganzen Heckmeck um die E-Scooter nun endgültig genug zu haben. Dabei ausschlaggebend sind aber gar nicht mal so sehr die vielen Unfälle, die mit motorisierten Tretrollern passieren, sondern ihre schiere Masse, die viele Bürgerinnen und Bürger nervt. Roller stehen in Nürnberg - und sicherlich auch in vielen anderen Städten - überall rum, wo man sie nicht braucht. Quer auf Gehwegen, scheps auf Radwegen, liegend vor Eingängen, am Grund von Gewässern. Wobei Letzteres eher der Selbstjustiz einiger Bürger geschuldet sein dürfte. Der Stadtrat in Nürnberg jedenfalls will bald per Verordnung die Zahl der Scooter drastisch reduzieren - und bestimmte Flächen festlegen, auf denen sie stehen dürfen. Verleihfirmen sollen sich zudem auf die raren und kostenpflichtigen Lizenzen, die die Stadt in einem mehrstufigen Verfahren neu vergeben möchte, bewerben. Wenn das die Zahl der kurios-tragischen Meldungen reduzieren hilft - bitte machen!