Nürnberger Christkind:Eine Phalanx gegen die Hetze der AfD

Erst Gift versprühen, dann eine halbherzige Entschuldigung. Nach dieser Methode ist die AfD in Bayern schon öfter vorgegangen. Es ist ein gutes Zeichen, dass im Fall des Nürnberger Christkinds viele Menschen das nicht länger dulden wollen.

Kommentar von Katja Auer

Der Ministerpräsident, der Innenminister, der Bamberger Erzbischof, der Nürnberger Oberbürgermeister und viele, viele Menschen ohne öffentliches Amt - sie alle gratulierten Benigna Munsi zur Wahl als Nürnberger Christkind und verteidigten sie gegen die schäbigen Beleidigungen einiger AfD-Vertreter. Unnötig? Zuviel Aufmerksamkeit für ein paar Stänkerer?

Im Gegenteil. Man kann dem Hass gar nicht deutlich genug entgegentreten. Und man kann nicht oft genug darauf hinweisen, dass es Rassisten sind, die in der AfD ihr Gift versprühen. Daran ändert sich auch nichts, wenn die Posts im Internet wieder gelöscht werden und sich der ein oder andere Funktionär sogar entschuldigt.

Zumal die AfD mit dieser Methode schon öfter ihre Hetze verbreitet hat: Erst einen Eklat inszenieren und dann eine halbherzige Entschuldigung hinterherschieben oder sich als Opfer stilisieren. So war es, als der Landtagsabgeordnete Ralph Müller beim Gedenken an den erschossenen Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke sitzen blieb. So war es, als fast die gesamte Fraktion bei einer Holocaust-Gedenkrede von Charlotte Knobloch den Plenarsaal verließ. Und so ist es jetzt wieder. Hauptsache, die Provokation ist in der Welt.

Nicht alle in der AfD sind Rassisten, soviel Differenzierung muss sein und es mag sogar sein, dass manche ehrlich entsetzt waren von der Diffamierung einer jungen Frau. Aber wer Rassisten in seinen Reihen duldet, zeigt sich zumindest solidarisch mit ihnen. Und wer sie wählt, der verhilft ihnen zu mehr Macht. Das muss inzwischen jedem klar sein, als Protestakt kann ein Kreuz bei der AfD längst nicht mehr gerechtfertigt werden.

Mit der Hetze gegen eine junge Nürnbergerin, die nicht dem Klischee eines Rauschgoldengels entspricht, haben die Fremdenfeinde in der AfD wieder einmal gezeigt, wie sie wirklich drauf sind. Es ist ein gutes Zeichen, dass so viele Menschen das nicht dulden wollen.

Zur SZ-Startseite
Benigna Munsi wurde zum Nürnberger Christkind gekürt - und von der AfD auf Facebook rassistisch beleidigt.

Hetze gegen Nürnberger Christkind
:"Es tut mir leid für die Menschen, die mit dieser Sicht durch die Welt gehen"

Benigna Munsi wurde zum Nürnberger Christkind gekürt - und von der AfD auf Facebook rassistisch beleidigt, weil sie nicht dem Klischee eines typischen Rauschgoldengels entspricht. Nun hat sie sich zu den Anfeindungen geäußert.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: