Süddeutsche Zeitung

Nürnberg:Chef für Büro zur Kulturhauptstadt

Hans-Joachim Wagner soll Nürnbergs Bewerbung entwerfen

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Hans-Joachim Wagner ist an seinem ersten Tag in Nürnberg erst mal in eines der roten Touristenbähnchen gestiegen und hat sich zwei Stunden lang durch die Stadt kutschieren lassen, um sich einen groben Überblick zu verschaffen. Der Kulturmanager aus Nordrhein-Westfalen wird von Januar an das Büro leiten, in dem federführend die Bewerbung Nürnbergs zur Kulturhauptstadt Europas 2025 entworfen werden soll. Bei seiner Vorstellung macht er keinen Hehl daraus, dass er die kulturelle Szene der Stadt bislang nur "von außen intensiv verfolgt" habe. Anders gesagt: Wagner muss die Stadt nun zunächst kennenlernen. Auf eines aber legt er sich bereits fest: Die Bewerbung werde "die großen Themen der Geschichte dieser Stadt auf ihre Zukunftsfähigkeit befragen".

Wagner, Jahrgang 1961, hat Musikwissenschaft, Philologie und Kunstgeschichte studiert und ist seither als Dramaturg und Kulturmanager tätig. Er kuratierte das Rahmenprogramm Kölns zur Fußball-WM 2006 und arbeitete zuletzt als Fachbereichsleiter für Musik und Darstellende Künste bei der Kunststiftung NRW in Düsseldorf. Ursprünglich hatte längst klar sein sollen, wer in Nürnberg das Bewerbungsbüro leitet. Die Zahl geeigneter Bewerber aber, die für zwei Jahre einen so komplexen Job übernehmen, ist beschränkt. Nachdem die Stadt nun fündig geworden ist, scheint die Stimmung umso ausgelassener zu sein. Oberbürgermeister Ulrich Maly spricht von einem "Glücksfall", Wagner bringe "eine wertvolle Außensicht" in die Bewerbung ein. Nachdem Wagner bei der gescheiterten Kulturhauptstadtbewerbung Kölns 2010 mitwirkte, scherzt Kulturreferentin Julia Lehner: "Sie wissen, wie man's nicht machen darf." Köln, erläutert Wagner, habe sich "zu sehr auf seine Vergangenheit verlassen", dergleichen werde sich in Nürnberg sicher nicht wiederholen. Die Chancen Nürnbergs schätze er als künftiger Büroleiter sehr gut ein. "Für Nürnberg gibt es keine Konkurrenz", erklärt Wagner. Was ein Franke so wohl tatsächlich nie sagen würde.

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Quelle:
SZ vom 28.11.2017
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