Nürnberg„Grünes Tor“ zur Altstadt - mitten in der mittelalterlichen Steinwüste

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Der Blick vom Lorenzer Platz auf die Lorenzkirche in Nürnberg zeigt, woran es fehlt: an Bäumen. Doch künftig soll es dort grüner ausschauen.
Der Blick vom Lorenzer Platz auf die Lorenzkirche in Nürnberg zeigt, woran es fehlt: an Bäumen. Doch künftig soll es dort grüner ausschauen. (Foto: Max Weinhold)

300 Quadratmeter Kopfsteinpflaster müssen weichen, damit am Lorenzer Platz die Zahl der Bäume verdoppelt werden kann - von fünf auf zehn. Immerhin.

Glosse von Max Weinhold, Nürnberg

In Nürnberg verlaufen die Dinge gerade antizyklisch. Während die Grünen in ihrer Gesamtheit seit der Bundestagswahl in einer Sinnkrise stecken, ist Grün in Bayerns zweitgrößter Stadt eine angesagte Farbe (was darüber wohl der bekannte Nürnberger Bürger Markus S. denkt?). Das liegt nicht allein am Frühling, der die rar gesäten, gepflanzten und gewachsenen Bäume im ansonsten eher mittelalterlich steinwüstenartigen Zentrum der Stadt ergrünen lässt. Sondern auch daran, dass es derer bald mehr geben wird. Endlich.

An dieser Stelle waren schon mehrere Beschreibungen, Wehklagen und Resignationsschriften über die Nürnberger Innenstadt zu lesen, eine graue Eminenz, die entgegen ihrem Naturell sehr augenfällig in Erscheinung tritt. Deshalb gebietet es die Fairness, die nun nahende Besserung ebenfalls zu erwähnen und anzuerkennen. Man muss ja auch loben können.

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Am Mittwoch vergangener Woche haben nun also die Bagger- und Bauarbeiten an einem Projekt begonnen, an dessen Ende nicht weniger als das „grüne Tor“ zur Altstadt stehen soll, wie Bürgermeister Christian Vogel (SPD) kundtat. Nun könnte man kritisch fragen, wie die Stadt die Möglichkeit verstreichen lassen konnte, dieses Unternehmen einen Tag später zu starten: am Gründonnerstag. Aber dieser Text soll ja keine Schwarzmalerei zum Inhalt haben, es geht um Lob, um Grün, die Hoffnung.

Und damit nun zu den zu würdigenden Plänen: Die Zahl der Bäume am Lorenzer Platz, der sich hinter der monumentalen und stadtbildprägenden Lorenzkirche befindet, soll nach Auskunft der Stadt bis Ende November dieses Jahres von fünf auf zehn verdoppelt werden, was angesichts des begrenzten Platzes wirklich nicht schlecht ist. Ebenso anerkennenswert: Um die Bäume zu pflanzen, verschwinden etwa 300 Quadratmeter Kopfsteinpflaster.

Und das ist noch nicht alles: Neben der Bepflanzung plant die Stadt den Bau eines Trinkbrunnens sowie eines Wasserspiels für Kinder und einen neuen, barrierefreien Bodenbelag. Das klingt, ohne jede Ironie, richtig gut. Eines sei allerdings als Vorwarnung für Ortsunkundige angemerkt: Wer das grüne Tor verlässt, das Kirchenschiff passiert und auf den Vorplatz der Lorenzkirche schreitet, den erwarten: viele graue Steine. Überall ist Grün doch noch nicht angesagt, selbst in Nürnberg. Markus S. wird es beruhigen.

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