Süddeutsche Zeitung

Nürnberg:Asylbewerber wollen auch Trinken verweigern

Lesezeit: 1 min

Seit dem Wochenende sind 20 Asylbewerber in Nürnberg im Hungerstreik. Jetzt wollen sie auch nichts mehr trinken. Unterdessen kündigt Seehofer mehr Erstaufnahmeeinrichtungen in Bayern an.

Etwa 20 Asylbewerber in Nürnberg, die seit Samstag im Hungerstreik sind, wollen von Dienstag an auch nichts mehr trinken. Sie forderten die Anerkennung ihrer Asylanträge, sagte ihr Sprecher Naquib Hakimi. Die Teilnehmer der Aktion kämen aus Afghanistan, Äthiopien und dem Iran und seien zwischen 19 und 47 Jahre alt. Sechs seien Frauen. "Wir werden warten, bis die Behörde reagiert. Wir haben die Hoffnung, dass sie unsere Anträge schnell bearbeitet, sonst trinken wir auch nichts mehr", sagte der 21-jährige Afghane.

Noch kämen die Hungerstreikenden ohne medizinische Hilfe aus. "Momentan geht es uns nicht gut und nicht schlecht. Es geht", sagte Hakimi zu der Aktion in der Innenstadt. Er selbst lebe seit 2010 in Deutschland. Eine Polizeisprecherin bestätigte, dass die Aktion friedlich verlaufe.

Am Nachmittag erteilte die Stadt Nürnberg Auflagen: Mindestens zweimal täglich müsse ein Arzt die Flüchtlinge, die seit Samstag nichts mehr essen, untersuchen. Nach Angaben der Stadt müsse dafür der Versammlungsleiter sorgen. "Konkrete Gesundheitsgefährdungen" seien umgehend der Polizei mitzuteilen.

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) kündigte derweil an, er wolle schnell mehr Erstaufnahmeeinrichtungen in Bayern schaffe. Man müsse seiner Ansicht nach "mehr und auch zügiger" zusätzliche Kapazitäten schaffen, sagte er am Montag vor einer gemeinsamen Sitzung des CSU-Präsidiums.

Nach München und Zirndorf entsteht in Deggendorf derzeit die dritte Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge. Sozialministerin Emilia Müller (CSU) bekräftigte, diese solle Ende des Jahres den Betrieb aufnehmen. Die vierte Einrichtung ist bereits in Regensburg geplant. Am Ende soll es in jedem Regierungsbezirk solche Unterkünfte geben.

Die Staatsregierung rechnet in diesem Jahr mit mehr als 30 000 Flüchtlingen. Die Einrichtungen in München und Zirndorf sind überfüllt. In München hatten die Behörden zeitweise die Aufstellung von Zelten für ankommende Asylbewerber in Erwägung ziehen müssen. An diesem Dienstag will sich das Kabinett mit der Problematik befassen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2034900
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.