Johann Rast erinnerte an einen Fall aus dem vergangenen Jahr: Da wählte ein Mann den Notruf, als sich seine Frau im Wald ein Bein gebrochen hatte. Leider konnte der Anrufer nicht genau sagen, wo er sich befand. "Eine Streife ist 20 Minuten lang die Waldwege abgefahren, bis wir die Frau gefunden haben", erzählte der mittelfränkische Polizeipräsident am Donnerstag bei einer Pressekonferenz mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.
Sie präsentierten eine neue Software, mit der Anrufer anhand ihres GPS-Signals geortet werden können. Bis Ende März sollen alle Einsatzzentralen der Polizei damit ausgestattet sein. Dann soll es solch zeitraubendes Suchen im Wald nicht mehr geben - sofern der Anrufer ein internetfähiges Mobiltelefon hat.
Polizei:Welche Nummer im Notfall schnelle Hilfe verspricht
Als er in der S-Bahn bedroht wurde, wählte ein 55-Jähriger die Nummer der Bundespolizei - und wartete vergebens auf Hilfe. Viele Münchner fragen sich nun, was sie im Notfall tun sollen.
Wenn man die 110 wählt, können Beamte künftig von ihrem Computer aus eine SMS an die Nummer des Anrufers schicken. Die SMS enthält einen Link. Wer ihn aktiviert, übermittelt seine GPS-Koordinaten - aber erst, nachdem der Anrufer noch einmal ausdrücklich bestätigt hat, dass er seinen Standort mitteilen will.
In der Einsatzzentrale erscheinen die Daten als Markierung auf einer Straßenkarte. Bei Bedarf kann die Einsatzzentrale diese Informationen gleich digital an die integrierten Leitstellen weitergeben, welche dann Rettungskräfte und Feuerwehr alarmieren. Herrmann betonte, dass mit dem Aufruf des Links nur die Erlaubnis zur einmaligen Ortung gegeben werde.
Voraussetzung ist, dass es am Unglücksort eine Internetverbindung gibt. Man brauche aber keinesfalls ein LTE-Netz, sagte Anton Beierweck, der für die IT der bayerischen Einsatzzentralen zuständig ist. "Es reicht die niedrigste Qualität." Sollte die GPS-Funktion eines Handys ausgestellt sein, können die Mitarbeiter der Einsatzzentrale am Telefon erklären, wie man sie aktivieren kann.
In einigen Bundesländern setzt die Polizei schon länger GPS zur Standortermittlung bei Notfällen ein. Neu ist laut Beierweck, dass die Funktion direkt in die Software des Einsatzleitsystems integriert wurde. Die Beamten müssen also nicht mit zwei Bildschirmen oder Benutzeroberflächen hantieren. 70 000 Euro hat die Entwicklung der Software laut Herrmann gekostet.