Internationale Auszeichnung:Unesco würdigt Geopark Ries

Internationale Auszeichnung: Der Rieskrater ist als erster Unesco-Park in Bayern ausgezeichnet worden.

Der Rieskrater ist als erster Unesco-Park in Bayern ausgezeichnet worden.

(Foto: Peter Herzig/oh)

Der Rieskrater lockte bisher Wissenschaftler und Astronauten an, jetzt darf er sich Unesco Global Geopark nennen. Vor Millionen Jahren schlug hier ein Meteorit ein und formte die außergewöhnliche Landschaft - ein Glückstreffer.

Von Florian Fuchs, Nördlingen

An diesem Donnerstag ist es dann offiziell vollbracht, da wird der Geopark Ries in einer mehrstündigen Zeremonie in die Riege der Unesco Global Geoparks aufgenommen. Der Unesco-Titel ist eine große Sache für den Park, es ist der erste in Bayern, der sich mit der internationalen Auszeichnung schmücken darf, und einer von 177 weltweit. "Der Geopark Ries ist ein beeindruckendes Schaufenster der Erdgeschichte", sagt Maria Böhmer, Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission, die die Bewerbung aus dem Ries begleitet hat. "Hier können wir unmittelbar erleben, wie unser Planet durch kosmische Ereignisse geformt wurde."

Vor 14,5 Millionen Jahren stürzte ein riesiger Meteorit auf die Region nahe dem heutigen Nördlingen. Was damals alles Leben im Umkreis von Hunderten Kilometern auslöschte, erweist sich im Rückblick sozusagen als Glückstreffer: Das Ries gilt als Kornkammer Bayerns, es ist einer der am besten erhaltenen Einschlagskrater weltweit und auch dementsprechend wissenschaftlich erforscht. Astronauten und Forscher unter anderem der US-Weltraumbehörde Nasa waren nicht erst einmal im Geopark, vor allem, um sich mit dem dortigen Gestein vertraut zu machen: Das sogenannte Suevit, das durch den Meteoritenaufprall geformt wurde, ist dem Gestein auf dem Mond sehr ähnlich.

Alle vier Jahre eine Überprüfung

Von "besonderer Landschaft", "weltweiter Wertschätzung" und "internationalem Forschungsstandort" ist nun also die Rede bei der Unesco-Kommission und der Geopark-Chefin Heike Burkhardt, die mit ihrem Team seit 2016 auf den Titel hingearbeitet hat. Erst musste der Geopark eine andere Rechtsform annehmen, dann sein Gebiet neu abstecken, schließlich verzögerte noch Corona die Ernennung, die eigentlich bereits vergangenes Jahr hätte erfolgen sollen. "Wir sind glücklich, dass wir dran geblieben sind", sagt Burkhardt.

Und sie muss auch weiter dran bleiben: Es gibt Weltkulturerbe-Titel wie die Bamberger Altstadt, es gibt ein immaterielles Weltkulturerbe und ein Weltdokumentenerbe, die Unesco-Auszeichnungen sind vielfältig inzwischen. Der Titel "Unesco Geopark" ist Regionen vorbehalten, die Erdgeschichte besonders anschaulich zeigen und dieses Erbe schützen, sichtbar machen und auch weiterentwickeln. Während etwa Welterbe-Titel auf Dauer verliehen werden, muss sich der Geopark Ries bereits im Jahr 2025 neu von der Unesco zertifizieren lassen. "Wir befinden uns in einem permanentem Prozess und werden alle vier Jahre überprüft, ob wir weiterhin die Richtlinien erfüllen", sagt Burkhardt.

"Nachhaltige Entwicklung"

Die Vorgaben zielen dabei vor allem auf eine nachhaltige Entwicklung ab. So steht für Burkhardt mit der Auszeichnung mitnichten im Vordergrund, nun Touristen in Massen anzulocken. Es wäre schön, sagt sie, wenn durch das Unesco-Gütesiegel nun der eine oder andere Tourist, der sonst nicht kommen würde, seinen Weg ins nördliche Schwaben finden würde. Vor allem auch aus der Umgebung, aus München zum Beispiel. "Primär ist es aber eine Auszeichnung für die Region und gibt uns die Chance, dass das hier alles weiterlebt." Burkhardt glaubt, dass der Titel prägend werden kann für die ländliche Entwicklung im Ries, auch für den Wettstreit um Fachkräfte mit anderen Regionen. "Die Leute, die hier leben, sehen, dass es sich lohnt, hier zu bleiben, weil es eine besondere Region ist. Und andere bekommen vielleicht Lust, hier zu leben. Es ist eine Entwicklungschance für die gesamte Region."

"Nachhaltige Entwicklung" lautet dabei das Zauberwort, was in diesem Fall kein Marketingspruch ist, sondern zu den Bedingungen der Unesco für den Geopark-Titel gehört. Als "Modellregion für nachhaltige Entwicklung" sieht Landrat Stefan Rößle das Donau-Ries, ein Beispiel dafür ist das Programm "Geopark Ries kulinarisch". Erzeuger, Restaurants und Hotels rund um den Geopark haben sich verpflichtet, regionale Produkte anzubieten und so "der schleichenden Verarmung des regionalen Angebotes durch Gleichmacherei und Austauschbarkeit entgegenzuwirken". Um Gästen all dies näherzubringen, wünscht sich Geschäftsführerin Burkhardt nun ein Besucherzentrum - als Portal für die Region und weil sie sich international aufstellen muss. Sie wird nun auch globale Geoparktagungen organisieren müssen, mit mehr als 1000 Teilnehmern.

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