Nockherberg:Über wen Mama Bavaria auch sprechen sollte

Einige Politiker wurde am Nockherberg kaum erwähnt, sie hätten aber durchaus Potenzial - vor allem zu später Stunde.

Von Franz Kotteder, Frank Müller, Katja Auer, Roman Deininger, Wolfgang Görl und Wolfgang Wittl

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Starkbierprobe auf dem Nockherberg

Quelle: dpa

Für Politiker ist es eine Schlüsselfrage: Was ist wichtiger - dass gut über mich gedacht oder viel über mich gesprochen wird? Deckungsgleich ist das selten, am allerwenigsten auf dem Nockherberg. Dort wurde über einige sehr viel gesagt. Andere blieben außen vor - das ist für einen Parteimenschen auch nicht schön. Darum hier unsere Liste von Politikern mit Nockherberg-Entwicklungspotenzial.

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Natascha Kohnen, SPD-Generalsekretärin

Plenarsitzung bayerischer Landtag

Quelle: Peter Kneffel/dpa

Recht offensiv arbeitet die einzige Frau im Dreigestirn der Bayern-SPD darauf hin, die Nummer eins zu werden. Kein unerreichbares Ziel, wenn es gegen Florian Pronold und Markus Rinderspacher geht. Die SPD-Spitzenkandidatur würde ihr zwar keinen Platz im Singspiel garantieren. Ein paar Watschn von Luise Kinseher wären ihr aber sicher.

Unterhaltungswert: Schnoddrig, leicht entflammbar, gut aussehend.

Risiko: Frisch und munter zu bleiben im Kreis der Bayern-Sozis, das ist schwer.

Perspektiven: Aus ihr wird noch was, nicht aber aus der Bayern-SPD.

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Ludwig Spaenle, CSU, Kultusminister

Ludwig Spaenle

Quelle: dpa

Äußerlich erinnert er eher an einen großen Korsen als an einen kleinen Schwabinger. Spaenle hat was von Napoleon - nicht nur, was die Frisur betrifft. Er ist Seehofers wichtigster Stratege in der Schlacht ums G 8, auch das "schulpolitische Waterloo" genannt, wird aber auch gerne in die Niederungen der Kulturpolitik geschickt. Dort darf er die Kostenexplosionen bei Theatersanierungen verteidigen oder Konzertsäle da bauen, wo Seehofer sie hinhaben will.

Unterhaltungswert: Kann ohne Punkt und Komma wie ein Wasserfall reden.

Risiko: Legt sich versehentlich auf etwas fest, das Seehofer dann lustvoll ablehnt.

Perspektiven: Sehnt sich manchmal nach einem Exil auf einer einsamen Insel.

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Adam&Adam, SPD

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Quelle: SZ

Ein bärtiger Paradebayer und ein junger, evangelischer, schwuler Landrat aus dem Bayerischen Wald, das ergibt ein unterhaltsames Duo. Zumal die beiden nicht nur der Nachname und die Partei verbindet, sondern auch die Rebellion in derselben. Der eine, Walter, wollte mit 71 Jahren aus Protest Landesvorsitzender werden. Der andere, Michael, legte sich immer wieder mit der Parteispitze an, bis er derart loslederte, dass er sich schließlich aus den sozialen Medien zurückzog. Zur Sicherheit.

Unterhaltungswert: Recht hoch, aber oftmals nur von kurzer Dauer.

Risiko: Man weiß nie, ob der Schuss nicht ins eigene Knie trifft.

Perspektiven: Als Rebellen in der bayerischen SPD durchaus brauchbar.

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Edmund Stoiber, Ministerpräsident a.D.

Edmund Stoiber

Quelle: dpa

Schon als CSU-Generalsekretär hatte es Stoiber 1984 geschafft, im Singspiel vorzukommen, was ein sicheres Zeichen ist, dass so jemand bayerischer Ministerpräsident wird. So kam es dann auch, und selbst seine politischen Gegner von SPD bis CDU erkennen heute an, dass Stoiber in der Sozialpolitik Maßstäbe setzte, indem er dem Schauspieler Michael Lerchenberg 22 Jahre lang einen sicheren Posten als Doppelgänger beim Salvatorspiel verschaffte. Mittlerweile wird Stoiber wieder als Ministerpräsident gehandelt, nach einem passenden Land wird noch gesucht.

Unterhaltungswert: Größer als bei Seehofer, vor allem, wenn er selbst spricht.

Risiko: Bleibt als einziger nüchtern, weil in seinem Krug Alkoholfreies ist.

Perspektiven: Ausgezeichnet, denn Putin und die oberbayerischen Gebirgsschützen stehen auf seiner Seite.

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Bernhard Pohl, Freie Wähler, Landtagsabgeordneter

Bernhard Pohl

Quelle: dpa

Opfeschorle - auf Dauer haut das keinen von der Bierbank, am Nockherberg schon gar nicht. Warum nicht weg vom Alleinunterhalter Hubert Aiwanger und hin zu Pohl? Dass der Mann einiges verträgt, ist bekannt. Er war auch mal Vorsitzender beim Eishockeyklub ESV Kaufbeuren. Hat also Nehmerqualitäten.

Unterhaltungswert: Mit jeder vorgerückten Stunde proportional zunehmend.

Risiko: Gering. Zahlreiche öffentliche Verkehrsmittel in der Umgebung.

Perspektiven: Als Ex-Fraktionsvize eher ein Mann für hinter den Kulissen.

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Ludwig Hartmann, Grünen-Fraktionssprecher:

Plenarsitzung im Landtag

Quelle: Sven Hoppe/dpa

DassdieKernthemenEnergieBildungundLandwirtschaftnichtnurim-LandtagsondernauchaufgrößererBühnemehrAnklangfindenmüssenistschon-langemeinZielundichbinimmerhinFraktionschefderGrüninnenundGrünen.

Unterhaltungswert: Wie der einer Schallplatte, die mit 78 statt 45 Umdrehungen pro Minute abgespielt wird.

Risiko: Könnte im Singspiel überdrehen.

Perspektiven: Deutlich bessere Besetzungschancen mit langen roten Locken.

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Gerda Hasselfeldt, CSU-Landesgruppenchefin

CSU Holds Annual Conference At Wildbad-Kreuth

Quelle: Getty Images

Man sieht sie immer im Nockherberg-Publikum, doch leider nur im Hintergrund. Dabei ist sie eine Frau, die eigentlich nach vorne gehört - alleine schon wegen ihres Talents, Bosheiten gegen Parteifreunde ebenso charmant wie offensichtlich auszuteilen.

Unterhaltungswert: Bunte Schuhe.

Risiko: Es gibt schon eine Merkel auf der Bühne, die ist ihr ziemlich ähnlich.

Perspektiven: Es muss keine Hauptrolle sein, sie ist auch gut in Regie.

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Christian Schmidt

European Agriculture and Fisheries Affairs ministers Council

Quelle: dpa

Welcher dieser CSU-Herren ist Bundeslandwirtschaftsminister? a) Gerd Müller, b) Christian Schmidt, c) Thomas Wagner. Wagner, sagen Sie? Genau das ist das Problem von Christian Schmidt. Und übrigens auch das von Gerd Müller. Bitter, weil der Franke ein aufrechter Kämpfer für die deutsche Wurst ist. Also, Schmidt jetzt.

Unterhaltungswert: Gute Ansätze. Warb für Obstverzehr mit dem furiosen Satz: "An apple a day keeps the Putin away".

Risiko: Ein Putin vergisst nie. Diesen Thomas Wagner hat er jetzt auf dem Kieker.

Perspektiven: Hat Potenzial als Satireopfer. Hielt in der Heute Show ein Schild mit dem Slogan "Je suis Greußener Salami" hoch. Wo das ist, muss noch mehr sein!

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Ulrich Maly, SPD, Nürnberger OB

Jahresversammlung Bayerischer Städtetag

Quelle: dpa

Maly ist vielleicht der einzige Mann in der SPD, den alle total gut finden. So gut, dass er immer wieder gefragt wird, ob er nicht den Spitzenkandidaten machen mag. Mag er aber nicht. Ein anderer, den auch mal alle gut fanden, hat es zwar auf den Nockherberg geschafft, aber bei der Landtagswahl nicht mal über 21 Prozent.

Unterhaltungswert: Ist schon mal lustiger als die Kabarettisten. Das mögen die nicht.

Risiko: Spricht fränkisch.

Perspektiven: Könnte als ewiger Wunschkandidat zur Dauerbesetzung werden.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version schrieben wir, dass Christian Ude nicht über 20 Prozent kam, er erreichte aber 20,6 Prozent der Wählerstimmen.

© SZ/angu
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