Niederbayern:Zwischenlager für Atommüll: Streit um Sicherheit von Ohu

Kernkraftwerk Isar II

Die Grünen und der Bund Naturschutz fordern, dass im Zwischenlager am Atomkraftwerk Isar eine "heiße Zelle" errichtet wird.

(Foto: dpa)

Von 2017 an werden sieben Castoren in Niederbayern zwischengelagert. Gegner mahnen, das AKW sei nicht sicher - etwa bei einem Flugzeugabsturz oder einem Terroranschlag.

Von Christian Sebald

Die Landtags-Grünen und der Bund Naturschutz (BUND) haben die Staatsregierung und den Energiekonzern Eon aufgefordert, ein umfassendes Sicherheitskonzept für das Atommüll-Zwischenlager am Atomkraftwerk Isar zu erarbeiten.

Anlass der Vorstöße ist die Einigung zwischen der Staatsregierung und Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). Sie sieht vor, dass ab 2017 sieben Castoren mit Atommüll aus den Wiederaufbereitungsanlagen im französischen La Hague und dem britischen Sellafield an dem niederbayerischen Atomkraftwerk unterkommen sollen.

Ende einer Hängepartie

Mit der Übereinkunft, die Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Hendricks vor wenigen Tagen besiegelt hatten, endete eine monatelange Hängepartie. Noch im Sommer hatte Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) einen entsprechenden Vorstoß von Hendricks als "politisch unklug und dreist" bezeichnet.

Die Atomkraftgegner üben seit jeher scharfe Kritik am Zwischenlager des Atomkraftwerks Isar. Es ist seit dem Jahr 2007 in Betrieb und bietet Platz für 152 Castoren. Bislang sollten dort nur abgebrannte Brennelemente der beiden Reaktoren Isar 1 und Isar 2 eingelagert werden - so lange, bis sie in einem Endlager für stark strahlende radioaktive Abfälle deponiert werden können.

Atomkraft-Gegner werfen Eon und der Staatsregierung vor, dass das Zwischenlager viel zu wenig gesichert sei. "Dies gilt für den Absturz eines Flugzeugs vom nahen Flughafen im Erdinger Moos genauso wie für einen terroristischen Angriff von außen", sagte der Grünen-Fraktionschef Ludwig Hartmann am Sonntag. "Denn im Prinzip ist das Zwischenlager ja nur eine einfache Industriehalle."

Die Risiken verschärfen sich

Wenn nun außerdem sieben Castoren mit Atommüll aus der Wiederaufarbeitung in Frankreich und Großbritannien in das Zwischenlager kommen, verschärfen sich aus Sicht der Atom-Gegner die Risiken. Vor allem, wenn an den Deckeln der Behälter eine Undichtigkeit auftreten sollte. In einem solchen Fall kann nämlich der betroffene Castor nicht einfach entladen und repariert werden. Das würde Unmengen hoch radioaktiver Strahlung frei setzen.

Für die Reparatur eines solchen Castors ist vielmehr ein spezielles Gebäude, eine sogenannte heiße Zelle, nötig. Das ist ein hermetisch abschließbarer Betonbau, in dem defekte Castoren und das hoch radioaktive Material in ihnen vollautomatisch gehandhabt werden können.

In Deutschland gibt es nur eine heiße Zelle

Grünen-Fraktionschef Hartmann verlangt nun, dass das Zwischenlager am Standort Isar schleunigst mit einer solchen heißen Zelle ausgestattet wird. "Ohne sie dürfen die sieben Castoren auf keinen Fall dorthin gebracht werden", sagt er.

Überhaupt sind solche heißen Zellen aus Sicht der Atomkraft-Gegner an allen bayerischen Atomanlagen notwendig. Denn nach ihrer Überzeugung werden die Zwischenlager an den jeweiligen Standorten sehr viel länger existieren als die Atomanlagen selbst. "Deshalb brauchen wir auch in Grafenrheinfeld und in Gundremmingen heiße Zellen", sagt Edo Günther, der Sprecher des Arbeitskreises Atomkraft im BUND. "Es kann ja nicht sein, dass man im Schadensfall undichte Castoren auch von Grafenrheinfeld und Gundremmingen aus durch die ganze Republik zur Reparatur fahren muss." Bislang nämlich steht die einzige heiße Zelle Deutschlands im Zwischenlager im niedersächsischen Gorleben.

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