Niederbayern:Wenn der Landrat beim Kaibeziang ist

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"Aufm Land, da muas ma einfach oft Kaibeziang." (Foto: Gerhard Nixdorf; Veranstalter OH)

Der Passauer Landrat ist qua Amt ein vielbeschäftigter Mann. Als er zu spät zu einer Feier kommt, vermutet die Kabarettistin Martina Schwarzmann den gelernten Landwirt deswegen im Stall.

Von Hans Kratzer

Der Passauer Landrat Franz Meyer ist von Natur aus schwer beschäftigt. Da noch schnell ein 90. Geburtstag, dort ein rasches Grußwort zur Einweihung eines Feuerwehrschlauchs und so fort. Vorige Woche ist der Franze, wie sie ihn rund um Passau alle nennen, wegen dieser Terminhatz zur Kabarettnacht des Sportvereins Garham viel zu spät gekommen. Das Bierzelt war voll besetzt, nur sein Ehrenplatz war verwaist.

Den Auftritt der Kabarettistin Martina Schwarzmann wollte sich niemand entgehen lassen. Die Schwarzmann schaut zwar so brav wie ein Zeiserl, aber ihre Vorträge lassen den Heiterkeitspegel im Publikum überall problemlos anschwellen. Ihr aktuelles Programm heißt nicht umsonst "Gscheid gfreid".

Kratzers Wortschatz
:Zwiefe aufm Braten, Gas im Bauch

In den Raunächten, die am Thomastag begonnen haben, spielte auch die Zwiebel - oder bairisch Zwiefe - eine wichtige Rolle.

Kolumne von Hans Kratzer

Den SV Garham hat es ebenfalls gscheid gfreid, dass der Landrat Franz Meyer doch noch eintraf. Wenn ihr mitten im Programm ein Volksheld wie der Meyer Franze in die Quere kommt, ist Martina Schwarzmann sowieso nicht mehr zu bremsen. Als der Vorsitzende des SV Garham den Ehrengast nach vorne geleitete, verfolgte sie das Geschehen, Gitarre zupfend, lauernd aus dem Augenwinkel. Dann stach sie wie eine Kobra blitzschnell zu: "Is jetzt endlich der Letzte aa do?", fragte sie unschuldig, während der Franze in alle Richtungen grüßte und nickte, als stünde gleich eine Wahl bevor. "I versteh des scho", fuhr die Schwarzmann fort: "Aufm Land, da muas ma einfach oft Kaibeziang."

Jetzt wackelte das Bierzelt, der Landrat beim Kaibeziang, diese Vorstellung ist ja auch zu lustig. Dabei hat der gelernte Landwirt Franz Meyer vom Kälberziehen fast so viel Ahnung wie der Barde Keller Steff, der dem Thema sogar ein Lied gewidmet hat. Darin beschreibt er die Geburt eines Kalbes recht anschaulich: "Die Haxen schaun scho aussa, da Kopf is aa scho do, ja lass ma 's ganz natürlich oder ziang ma a weng o..."

Hat die Geburt des Kalbes reibungslos geklappt, bleibt noch die Frage, ob es von alleine säuft. Der Keller Steff rät in diesem Fall: "Na wuggma eahm a Maurerkappi auf, na saufts ganz gwis." Im Garhamer Bierzelt freilich waren die Kehlen nach dem Schwarzmann-Auftritt vom vielen Lachen so trocken, dass das Leeren der Masskrüge auch ohne Maurerkappi bestens funktioniert hat.

© SZ vom 04.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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