Niederbayern:Wenn der Kreisverkehr zur Kuhwiese wird

Kuhnamen in Bayern

Tierisch: In Dingolfing grasen nun fünf Kühe im Kreisverkehr.

(Foto: dpa)

Der erste Eindruck zählt auch am Ortseingang. Dingolfing zeigt sich dabei besonders kreativ, ganz nach französischem Vorbild.

Kolumne von Andreas Glas

Das wichtigste Bauwerk einer Ortschaft ist nicht etwa das Rathaus und nicht die Kirche, sondern, eh klar: der Kreisverkehr. Der Kreisverkehr liegt meistens am Ortseingang und weil es für den ersten Eindruck bekanntlich keine zweite Chance gibt, darf die Außenwirkung des Kreisels auf keinen Fall unterschätzt werden. Nicht umsonst überbieten sich hierzulande die Städte und Gemeinden mit Gestaltungsideen für die Inseln innerhalb der Kreisel.

Neue Maßstäbe hat jetzt das niederbayerische Dingolfing gesetzt, und zwar in einem Kreisel an der Auffahrt zur Autobahn A 92. Dort stehen, liegen und grasen seit kurzem: fünf Kühe.

Nun könnte man drüber streiten, ob eine Kuhweide die passende Visitenkarte ist für eine Kreisstadt mit immerhin 20 000 Einwohnern, die rundrum doch einige Felder und Wiesen platt gemacht hat, damit sich ein großer, bayerischer Autobauer ausbreiten konnte. Doch wer so argumentiert, tut den Dingolfingern unrecht. Es ist im Gegenteil so, dass man den Stadtpolitikern Anerkennung zollen muss für ihre Uneitelkeit.

Denn statt nur auf die Außenwirkung zu achten, stand für die Kreiselplaner die Sicherheit der Bürger an vorderster Stelle - und diese Sicherheit ist erwiesen. In Frankreich, sagt der Dingolfinger Landrat, gebe es die Kuh-Kreisel schon länger. Und dort habe sich gezeigt, dass die Unfallzahlen signifikant zurückgegangen seien. Mit anderen Worten: Kühe schärfen die Aufmerksamkeit von Autofahrern.

Diese Erkenntnis steht nun in einer Reihe mit weiteren Studien, die gezeigt haben, dass bestimmte Tiere eine bestimmte Wirkung auf den Menschen haben. Wer zum Beispiel im Internet fleißig Katzenvideos schaut, ist nachweislich gesünder, glücklicher und hat mehr Energie. Noch keine Langzeiterfahrungswerte gibt es dagegen in Gmund am Tegernsee, wo die Gemeindegärtner in der Mitte ihres Kreisverkehrs bewusst solche Pflanzen gesetzt haben, die Bienen besonders stark anlocken.

Zwei Jahre ist das her, seitdem ist kein Unfall passiert, aber mancher Cabriofahrer fürchtet immer noch, dass die Bienen irgendwann angreifen könnten. Das wiederum kann in Dingolfing ganz sicher nicht passieren. Die Kühe im Kreisel sind nämlich allesamt aus Plastik.

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