Mit bis zu 15 Zentimetern Flügelspannweite zählt der Japanische Eichenseidenspinner (Antheraea yamamai) zu den größten Schmetterlingen, die in Bayern vorkommen. Aber nicht nur das. Dank ihrer gelbbraunen Grundfarbe und den teils hellrosa Augenflecken auf den Vorder- und Hinterflügeln sind die extrem seltenen, nachtaktiven Falter außerdem sehr auffällig. Jetzt hat Finn Wahl von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising per Zufall ein Exemplar im Neuburger Wald nahe Passau entdeckt. Im dortigen Naturwaldreservat Leitenwies ist es dem Forscher gleichsam vor die Füße geflattert.
Die ursprüngliche Heimat des Japanischen Eichenseidenspinners ist Ostasien, daher auch sein Name. Die Art ist dort weit verbreitet und Jahrhunderte lang in der Seidenherstellung eingesetzt worden. Im 19. Jahrhundert ist sie - ebenfalls zur Seidenproduktion - nach Slowenien eingeführt worden. Die Zucht scheiterte alsbald, dennoch breitete sich die Art in Südosteuropa aus. "Heute trifft man sie in weiten Teilen des Balkans um Bosnien und Herzegowina, aber auch in Österreich an", berichtet Wahl. In Bayern hat Antheraea yamamai nur ein sehr kleines Verbreitungsgebiet an der Donau zwischen Passau und Deggendorf. Selbst dort ist sie sehr selten.
Tierfotografie:Auf Falter fixiert
Helmut Stahl erinnert sich mit Schauern an die Zeit zurück, da er Schmetterlinge aufspießte und in Schaukästen ausstellte. Längst ist er nur noch mit der Kamera unterwegs. Die Geschichte einer Kehrtwende.
Gleichwohl wird der Japanische Eichenseidenspinner nicht in der Roten Liste geführt. Der Grund ist, dass es sich um eine eingeführte Art handelt, also um ein Neozoon. Anders als bei anderen Neozoen gibt es aber Wahl zufolge bisher keinerlei Hinweise darauf, dass der Japanische Eichenseidenspinner einen negativen Einfluss auf die heimische Insektenwelt hat. Wegen seiner Seltenheit und seines inzwischen gut 150-jährigen Vorkommens in Europa sei es außerdem unwahrscheinlich, dass er plötzlich doch noch schlimme Auswirkungen entwickeln könnte.
Lebensraum der Falter sind Laubmischwälder mit vielen Eichen. Außer Eichenblättern frisst die Art auch Buchen- und Birkenblätter. Das zwölf Hektar kleine Naturwaldreservat Leitenwies ist ein Mischwald aus Buchen und Eichen und von daher ein optimaler Lebensraum für Antheraea yamamai. Es ist vor 40 Jahren ausgewiesen worden. Seither gilt dort der Grundsatz "Natur Natur sein lassen", die Förster nehmen keinen Einfluss mehr auf seine Entwicklung. So werden dort keine alten oder maroden Bäume mehr gefällt, sie bleiben im Wald und sind ein wertvoller Lebensraum für viele seltene Arten.