Priester in der Zeit des Nationalsozialismus:Vom Altar in die Todeszelle

Priester in der Zeit des Nationalsozialismus: Ludwig Mitterer in seinem geliebten Garten in Otterskirchen. Das Foto zeigt ihn mit einem großen Radi (Rettich).

Ludwig Mitterer in seinem geliebten Garten in Otterskirchen. Das Foto zeigt ihn mit einem großen Radi (Rettich).

(Foto: Archiv Alfred Schwarzmaier/Album Anna Reiter, Pfarrkirchen)

Der niederbayerische Pfarrer Ludwig Mitterer wurde 1943 von den Nationalsozialisten ermordet, weil er das Regime kritisiert hatte. Über ein bisher unbekanntes Schicksal.

Von Hans Kratzer, Passau

Letztlich ist dem Pfarrer Ludwig Mitterer ein Wirtshausbesuch zum Verhängnis geworden. Ausgerechnet dort, wo normalerweise Geselligkeit und Lebensfreude obwalten, verwirkte er sein Leben. Aber Menschlichkeit gilt eben in einer Diktatur gar nichts. Mitterer hatte sich Ende Juli 1943 in einem Gasthaus im Landkreis Passau in eine Unterhaltung zweier Schwestern der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) eingemischt. Sie sprachen über die bevorstehende Unterbringung von Hamburger Bombengeschädigten. Mitterer sagte, die Deutschen hätten den Bombenkrieg angefangen, das sei eben der totale Krieg, nach dem die Berliner ja so geschrien hätten. Eine der Schwestern erstattete sogleich Anzeige bei der Polizei. Vorher schon hatte Mitterer geäußert: "Es ist besser, wir verlieren den Krieg, als dass wir den Glauben verlieren."

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