Süddeutsche Zeitung

Niederbayern:Gammelfleisch-Metzger gesteht

Hunderte Fälle, Export bis nach Russland: Ein Metzger mischte verdorbenes Schweinefleisch unter frisches Fleisch - nach seinem Geständnis wartet auf ihn eine recht milde Strafe.

Ein Metzgermeister aus Niederbayern hat in einem Prozess vor dem Landgericht Deggendorf zugegeben, tonnenweise verdorbenes oder minderwertiges Fleisch in den Handel gebracht zu haben. Der Verteidiger des Metzgers verlas an diesem Montag eine Erklärung, wonach alle Anklagepunkte zutreffend seien.

Der 56 Jahre alte Angeklagte aus Metten bestätigte dann diese Erklärung. Der Mann soll mit seinem Großhandel teilweise seit Jahren abgelaufene Ware an Fleischproduzenten geliefert haben. Die Staatsanwaltschaft beziffert den Schaden, der durch den Betrug entstanden ist, auf rund 100.000 Euro. Der Fall war 2006 bekanntgeworden.

Insgesamt handelt es sich um Hunderte Einzelfälle. So soll der Mann Mitarbeiter angewiesen haben, verdorbenes Schweinefleisch unter frischeres Fleisch zu mischen. In anderen Fällen waren Produkte bereits seit Jahren abgelaufen, oder es wurde billigere statt der bestellten Ware geliefert.

Der Fleischgroßhandel hatte Geschäftsbeziehungen zu einer Reihe von Unternehmen in Deutschland und im Ausland. So soll er auch Betriebe in den Niederlanden, Österreich und Russland beliefert haben. Diese Firmen exportierten ihre Produkte dann bis nach Asien und Afrika.

Im Vorfeld des Prozesses hatten die Anwälte des Metzgers, die Staatsanwältin und das Gericht bereits über ein mögliches Strafmaß verhandelt. Den Mann erwarten damit eine maximal zweijährige Bewährungsstrafe, eine Geldstrafe und ein bis 2011 dauerndes Berufsverbot.

Einzelne Vorwürfe gegen den ehemaligen Chef zweier Fleischgesellschaften wurden im Rahmen dieser Absprache fallengelassen. Die Staatsanwältin brauchte insgesamt knapp zweieinhalb Stunden, um alle verbliebenen Straftaten aufzulisten.

Verteidiger Klaus Gussmann sagte, es handle sich bei den Fällen um einzelne Verfehlungen des Metzgers. Die überwiegende Zahl der Geschäfte sei völlig korrekt gewesen. "Es gab Ausreißer, aber es handelt sich nicht um einen großen Skandal", meinte der Münchner Anwalt.

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dpa/odg/hai
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