Süddeutsche Zeitung

Mitten in Bayern:Nachbarn liegen über Kreuz - Scheuer will schlichten

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In Niederbayern wird um den Namen eines Autobahnkreuzes gestritten, das noch nicht einmal fertig ist. Zwei bayerische Gemeinden kämpfen um die Deutungshoheit - und Bundesverkehrsminister Scheuer mischt sich ein.

Glosse von Maximilian Gerl

Ob die Hans-Meiser-Straße in Bayreuth oder das Willi-Sachs-Stadion in Schweinfurt: Viele bayerische Kommunen haben sich schon mit der Frage politisch korrekter Orts- und Straßennamen herumgeschlagen. Solche Auseinandersetzungen mit der Geschichte sind wichtig, verlaufen aber in der Regel für alle Beteiligten zäh - auch weil die umstrittenen Objekte oft seit Jahrzehnten unter dem gewohnten Namen zu finden sind. So gesehen ist dem Rottal hoch anzurechnen, dass es nun den altbekannten Namensstreit um eine erfrischende Perspektive ergänzt. Dort existiert der Stein des Anstoßes nämlich noch gar nicht.

Erst in ein paar Jahren wird das Autobahnkreuz im Landkreis Passau fertig sein, das dann die A 3 und die A 94 verbindet. Doch wie es heißen soll, darüber streitet die Lokalpolitik schon heute; wenn auch nicht direkt, sondern via Bayerischem Rundfunk. So meldet die Gemeinde Neuhaus am Inn Namensansprüche an, schließlich steht das Kreuz größtenteils auf ihrem Grund. Präferiert wird die Kombination Neuhaus-Schärding als ein Zeichen des Zusammenwachsens mit dem österreichischen Nachbarort.

In der bayerischen Nachbarstadt Pocking hält man das für eine sogenannte Schnapsidee. Erstens heiße die bestehende Autobahnausfahrt Pocking. Zweitens habe man ebenfalls einige Kilometer Anteil an dem Projekt. Und drittens hätten die Österreicher damals gegen die Autobahnmaut geklagt und verweigerten Grenzkontrollen am ehemaligen Übergang Suben. Oder wie es der Pockinger Bürgermeister im BR formuliert: "Zum Dank sollen wir jetzt unser Autobahnkreuz nach Schärding benennen? Das ist für mich - höflich ausgedrückt - kein diskussionswürdiger Vorschlag."

Gesucht wäre jetzt im Streit eine Kompromissformel; ein Name, der örtlichen Wünsche genauso gerecht wird wie der dahinter stehenden Debatte. Doch wo Nachbarn über Kreuz liegen, ist Fingerspitzengefühl gefragt und eine fast salomonische Urteilsgabe. Ein Job also für Andreas Scheuer. Zum Jahresende will der Noch-Bundesverkehrsminister mit den Gemeinden "über die beste Lösung" im Namensstreit diskutieren. Einen Vorschlag reicht die SZ gerne vorab ein: das "Maut-Gedächtnis-Kreuz Rottal".

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SZ vom 21.09.2021
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