Der Zeuge braucht ein wenig, bis er bereit ist für seine Aussage. Er setzt sich vor den Richter, dann öffnet er seinen Rucksack: Akten, Ordner, einen Laptop breitet er vor sich auf dem Tisch aus. Der IT-Spezialist, der Handys, Festplatten und ein Notebook des Angeklagten ausgewertet hat, gemeinsam mit Kollegen in mehr als 250 Arbeitsstunden, soll das Online-Nutzungsverhalten von Troy B. nachzeichnen. Das Gericht will sich ein Bild machen von dem Mann, der im vergangenen Sommer in der Nähe von Schloss Neuschwanstein eine Frau vergewaltigt, ermordet und ihre Freundin einen Abhang hinuntergestoßen haben soll. Vielleicht hilft da ein Ordner auf einem der Handys mit der Beschriftung "T" weiter: Der Sachverständige berichtet, dass B. wohl eigenhändig von 2013 bis 2019 mit versteckter Kamera Bilder und Videos von seiner kleinen Schwester aufgenommen hat, im Badezimmer, teils unbekleidet.
Tod bei Neuschwanstein:Die bizarren Vorlieben des Troy B.
Lesezeit: 4 Min.

Im Mordprozess um den Angriff bei Schloss Neuschwanstein berichtet eine Polizistin von der Todesangst der Überlebenden. Und ein IT-Spezialist bietet Einblick in das Handy des Angeklagten, auf dem sich Dateien mit Kinderpornografie und Missbrauch befinden.
Von Florian Fuchs, Kempten

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