Es gibt ja immer wieder diese schönen Geschichten von Postkarten, die nach Jahrzehnten, in denen sie als verschollen galten, doch noch zugestellt werden. Oder von der Flaschenpost, die nach 132 Jahren ihren Weg durch die Ozeane zu einer Spaziergängerin am Strand findet. Oder von Karotten, die verloren geglaubte Ehringe wieder an die Erdoberfläche befördern. Alles schon passiert.
Ähnlich Ungewöhnliches, wenn auch mit deutlich bayerischerem Einschlag, trug sich vor Kurzem im Getränkemarkt der Lammsbrauerei in Neumarkt zu. Nach 47 Jahren wurde dort ein altes Biertragerl mitsamt den alten, ziemlich verstaubten Bierflaschen zurückgegeben. Die Brauerei selbst postete das Relikt auf Instagram mit den Worten: „Der Mehrweg-Kreislauf funktioniert – auch wenn’s manchmal mit der Rückgabe ein wenig dauert.“ Die Flaschen – allesamt ausgetrunken – konnte die Brauerei recht einfach anhand der Etiketten auf das Jahr 1978 datieren. Damals gab es eine Sonderausgabe des Bieres, zum 350. Jahrestag der Brauerei. Wie der Mann, der sie zurückgab, laut Mittelbayerischer Zeitung dem Brauereibesitzer erzählte, sei das Kisterl ein Scheunenfund gewesen. Es habe seinem Vater gehört.

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Interessant zu wissen wäre, zu welcher Gelegenheit die Flaschen ausgetrunken wurden. Denn 1978 war ein an historischen Ereignissen nicht gerade armes Jahr. Ob damit die Wahl eines Franz Josef Strauß zum bayerischen Ministerpräsidenten gefeiert wurde? Oder gar der Schmerz darüber betäubt? Vielleicht lag es auch an dem eher seltenen Ereignis, dass die Welt in diesem Jahr gleich drei Päpste geschenkt bekam? Oder hatte es gar mit der „Schmach von Córdoba“ zu tun, die in einigen wenigen und viel kleineren Ländern auch als „Wunder von Córdoba“ Einzug in die Geschichtsbücher hielt?
Alles gute Gründe, ein Tragerl Bier zu trinken. Nur leider ist der wahre Grund nicht überliefert. Immerhin wird das Artefakt nicht zurück in den wichtigen, aber auch schnöden Mehrweg-Kreislauf gegeben. In Zukunft soll es bei Jubiläen in der Brauerei ausgestellt werden und dort die Fantasie der Besucher beflügeln. Und für alle, die sich fragen, ob der brave Mann überhaupt sein Pfand zurückbekommen hat – ja, hat er. Laut Brauerei lag der Betrag in der Höhe dessen, was man heutzutage als Pfand erhält.