Süddeutsche Zeitung

Neues Buch:Auf der Suche nach Bayerns Gold

Auch an der Isar und im Bayerischen Wald schürften immer wieder Leute nach dem Edelmetall. Mit mäßigem Erfolg.

Von Christian Sebald

Die Goldmünze ist schlicht gehalten. Auf ihrer Vorderseite prangt das Porträt von Kurfürst Maximilian III. Josef von Bayern, der das Land von 1745 bis zu seinem Tode 1777 regiert hat. Die Rückseite zeigt einen Flussgott. Die Inschrift freilich hat es in sich: "Ex Auro Isarae" - "aus dem Gold der Isar" ist über dem Flussgott zu lesen. Die Goldmünze ist ein Isargolddukaten, eine ganz besondere Rarität.

Maximilian III. Josef hat ihn aus Gold prägen lassen, das Taglöhner bei Landshut in der Isar gewaschen haben. Isargold war so selten, dass die Dukaten ein äußerst repräsentatives Gastgeschenk waren. Keiner weiß, wie viele Isargolddukaten die Wittelsbacher im Lauf der Zeit haben prägen lassen. So wie keiner weiß, wie viel Gold im Laufe der Zeit in der Isar und den anderen Flüssen in Bayern gewaschen worden ist.

Bayern und das Gold, das ist ein beinahe unbekanntes Kapitel der Landesgeschichte. Denn hier hat es nie einen Goldrausch gegeben wie Mitte des 19. Jahrhunderts im heutigen US-Staat Kalifornien. Dafür waren die Goldmengen, die in den Bächen und Flüssen gewaschen und im Fichtelgebirge, im Oberpfälzer Wald und im Bayerischen Wald geschürft worden sind, einfach zu gering. Seit dem 14. Jahrhundert sind höchstens 20 Tonnen Gold in Bayern entdeckt worden. Weltweit waren es 166 000 Tonnen. Gleichwohl machten sich auch in Bayern Fischer und Flößer, Bergleute und lokale Herrscher auf die Suche nach Gold. Ortsnamen wie Goldern weisen darauf hin.

Roland Eichhorn, Chef-Geologe am Landesamt für Umwelt (LfU), hat jetzt mit Mitarbeitern und Kollegen der TU München das Buch "Auf den Spuren des bayerischen Goldes - 20 Goldene Geotope" veröffentlicht. Natürlich liegt der Schwerpunkt auf der Naturgeschichte des Goldes in Bayern. Aber die Autoren erzählen auch lokale Märchen und Sagen über das Edelmetall, sie schildern die extrem aufwendigen Gewinnungstechniken, berichten von den von den modernen Erforschern der Grabungs- und Schürfstätten und geben Ausflug- und Wandertipps.

Zu den Trichtergruben bei Eisenbernreut im Bayerischen Wald etwa. Elmar Hartl, 73 und Hobbygeologe aus Freyung, erinnert sich gut, wie er und zwei Freunde 1996 in einem abseits gelegenen Waldstück die Abbaugruben samt den Hügeln aus den Gesteinsüberresten vom Goldwaschen entdeckt haben. "Einer dachte, das sind Bombentrichter", sagt Hartl. "Aber bei uns gab es nie Luftangriffe."

Deshalb kam er darauf, dass es alte Goldabbaustätten sein könnten. "Wir haben dann Waschversuche im nahen Bach gemacht", sagt er. "Schnell hatten wir winzige Goldpartikel in der Schale." Die Trichtergruben sind seither "Goldenes Geotop". Und das örtliche Tourismusbüro bietet jeden Sommer "Goldwaschen im Eisenbernreuter Bach" an. Die Ausbeute ist gleich null. Aber der Spaß vor allem für Kinder ist um so größer.

Zentrum des bayerischen Goldabbaus waren der Fichtelgebirgsort Goldkronach und sein Goldberg. Im späten Mittelalter trieben Bergleute einen 88 Meter tiefen Schacht in ihn, im Lauf der Zeit wurde daraus ein ganzes System an Schächten und Stollen. Ende des 14. Jahrhunderts waren in der Region angeblich 700 Bergleute in Lohn und Brot, die Goldausbeute soll bis zu 150 Kilogramm im Jahr betragen haben.

Solche Zahlen sind es, warum in Goldkronach bis ins 19. Jahrhundert Gold geschürft wurde. Noch in den 1920er-Jahren wollte eine Fichtelgold AG den Abbau wiederbeleben. Sie war schnell pleite. Die Goldvorräte in Goldkronach und anderswo in Bayern waren längst erschöpft.

Landesamt für Umwelt (Hrsg): Auf den Spuren des bayerischen Goldes - 20 Goldene Geotope, Augsburg 2017, ISBN: 978-3-936385-96-0, 19 Euro.

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SZ vom 28.12.2017/haeg
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