Neues Baugesetz:Die CSU greift die Dorfmitte an

Ausgerechnet Bayerns Staatspartei will per Gesetz erleichtern, dass Dörfer noch mehr ausfransen.

Kommentar von Michael Bauchmüller

Wenn es feierlich wird im Reich der CSU, dann ist die Bayernhymne nicht fern. "Gott mir dir, du Land der Bayern", heißt es da, und dann noch: "Er behüte deine Fluren, schirme deiner Städte Bau." Doch wie es aussieht, hat die CSU das Land der Bayern und seine Fluren nun noch einmal neu entdeckt: als lukratives Verkaufsobjekt.

Anders lässt sich kaum erklären, dass auf Betreiben der CSU künftig Bauland im Expressverfahren ausgewiesen werden kann, sofern es am Rand von Städten und Dörfern liegt. Ein Passus dazu fand in letzter Minute Eingang in ein Gesetz, das eigentlich helfen soll, die knappen Flächen deutscher Städte effizienter auszunutzen. Hoffentlich verschwindet er daraus auch wieder genauso schnell.

Denn der kurze Absatz nützt allein Landwirten und Spekulanten. Sie können so aus Äckern und Weiden fix Bauland, also einen Haufen Geld machen. Schon das geltende Baurecht hat nicht verhindern können, dass Dörfer ausfransten und von Gürteln an Neubausiedlungen umgeben wurden.

Die Zentren aber dörrten vielerorts aus: Weil man ohne Auto in den breiten Gemeinden ohnehin nicht mehr auskommt, sind auch die Einkaufszentren dort längst attraktiver als die Läden der Ortsmitte. Die CSU scheint sich damit abgefunden zu haben. Wenn aber selbst sie schon nicht mehr Bayerns Fluren behütet und der Städte Bau schirmt - dann bleibt dafür tatsächlich nur noch der liebe Gott.

© SZ vom 02.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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