Neue Vertriebs-Pläne:Bahn will weniger Ticketautomaten

Jeder dritte Fahrschein wird online gekauft. Das macht viele Fahrkartenautomaten überflüssig, findet die Bahn - und will die Zahl der Geräte in Bayern um bis zu 30 Prozent senken. Zugleich soll der Offline-Vertrieb lukrativer werden. Die Idee: Der Ticketschalter soll zur Bank werden.

Marco Völklein

Online geht es einfach schneller. Und bequemer. Und die langen Warteschlangen lassen sich damit auch umgehen. Weil immer mehr Kunden ihre Fahrkarten im Internet oder übers Handy kaufen, will die Deutsche Bahn vom Jahr 2020 an die Zahl ihrer Fahrkartenautomaten im Freistaat von derzeit 1400 um zwanzig bis dreißig Prozent reduzieren.

Fahrkarten DB AG _ Automat

Die Bahn möchte die Zahl ihrer Fahrkartenautomaten in Bayern um bis zu 30 Prozent reduzieren.

(Foto: SEYBOLDT4MEDIA)

Die Zahl der Reisezentren werde der Konzern aber mit bayernweit 63 stabil halten, verspricht der für den Freistaat verantwortliche Vertriebschef der Bahn, Klaus Leven.

Grund für den Rückbau der Automaten ist das gute Geschäft mit Online- und Handy-Tickets der Bahn. Mittlerweile verkauft der Konzern insgesamt etwa jeden dritten Fahrschein über seine Online-Kanäle, im Fernverkehr beträgt der Anteil sogar 44 Prozent.

Lag der Umsatz mit Online-Tickets im Jahr 2002 noch unter 100 Millionen Euro, so soll er bundesweit in diesem Jahr auf 1,85 Milliarden Euro klettern, so die Prognose von Karina Kaestner, verantwortlich für den Online-Vertrieb der Bahn. Kaestner wie Leven erwarten, dass sich dieser Trend weiter fortsetzt. Darauf müsse man reagieren, sagt Leven.

Bis zum Jahr 2020 allerdings werde die Zahl der Automaten stabil bleiben, versichert der Vertriebschef. Denn der Konzern hat erst vor kurzem seine bundesweit etwa 8000 Automaten durch eine neue Generation ersetzt; und die halten im Schnitt ungefähr acht Jahre. Danach, also im Jahr 2020, stehe eine neue Welle mit einer neuen Automaten-Generation an, so Leven. Dann werde man schauen müssen, ob weiterhin eine so hohe Dichte an Automaten vertretbar sei.

Mit darüber entscheiden wird allerdings auch der Freistaat. Denn der bestellt und bezahlt die Leistungen im Schienennahverkehr bei der Deutschen Bahn und deren Konkurrenten, beispielsweise dem französischen Konzern Veolia. Bei den Ausschreibungen für die einzelnen bayerischen Teilnetze kann der Freistaat detaillierte Vorgaben machen, wie viele Automaten und Verkaufsschalter die Betreiber an den Bahnhöfen vorhalten müssen.

Zuletzt hatte die bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die die Schienenverkehrsleistungen im Auftrag des Freistaats bestellt, eher mehr als weniger Automatenstandorte und Verkaufsstellen von den Betreibern gefordert. Auch bei den Öffnungszeiten der Schalter hatte die BEG tendenziell auf eine stetige Verbesserung des Angebots gedrängt.

Bei der Deutschen Bahn gibt es daher Überlegungen, wie man den stationären Vertrieb über Automaten und Verkaufsschalter durch Zusatzgeschäfte etwas lukrativer gestalten könnte. Eine Möglichkeit seien zum Beispiel einfache Bankdienstleistungen, die die DB-Mitarbeiter am Schalter anbieten könnten, sagt Leven.

Eine andere Möglichkeit: In die neueste Generation von Fahrkartenautomaten könnte man von 2020 an zusätzlich noch eine Geldausgabe-Funktion einbauen. Damit könnten die Fahrscheinautomaten auch als Geldautomaten fungieren.

Das hätte einen Zusatznutzen für die Bahn: Neben den zusätzlichen Einnahmen von den Banken ließen sich so auch die hohen Kosten für den Transport, das Zählen und das Verwalten des vielen Bargelds drücken: denn Geld, das er gerade von einem Ticketkäufer eingenommen hat, würde der Automat dann gleich wieder an einen Bankkunden auszahlen.

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