Neue Untersuchung:Kein Abschluss, kein Job

Mehr als 100 000 Arbeitslose haben keine abgeschlossene Ausbildung

Von Maximilian Gerl, Nürnberg

Wer keinen Abschluss macht, hat später nicht nur schlechtere Chancen auf einen Job - er hat vielleicht gar keine. Eine scheinbare Binsenweisheit, die nun für den Freistaat statistisch bestätigt wurde. Erstmals hat die Regionaldirektion Bayern der Arbeitsagentur qualifikationsbezogene Arbeitslosenquoten errechnet. Demnach sind Menschen ohne abgeschlossene schulische, betriebliche oder akademische Ausbildung fünfmal häufiger arbeitslos als Menschen mit Abschluss. In absoluten Zahlen betrifft das in Bayern mehr als 100 000 Arbeitslose. Zuletzt waren im Juni etwa 216 000 Menschen arbeitslos gemeldet - etwa 40 Prozent von ihnen besitzen also keine abgeschlossene Berufsausbildung. Laut Statistik sind sie oft männlich, zwischen 25 und 34 Jahre alt und haben ausländische Wurzeln.

Besonders deutlich wird das Problem am Beispiel Mittelfranken. Dort misst die Regionaldirektion mit 4,3 Prozent die höchste Arbeitslosenquote unter allen Bezirken - und mit 14,3 Prozent die höchste Arbeitslosenquote für Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung. Der Durchschnitt in dieser Gruppe liegt eigentlich bei 11,4 Prozent. "In Mittelfranken werden die Auswirkungen des Auseinanderdriftens von Angebot und Nachfrage deutlich", sagte Ralf Holtzwart, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion. Die meisten Arbeitslosen in Mittelfranken suchten aufgrund fehlender Qualifikation eine Helferstelle. Jedoch fragten die Unternehmen in Mittelfranken überwiegend Fachkräfte nach. "Da hilft auch keine regionale Flexibilität." Tatsächlich suchen in ganz Bayern mehr ungelernte Arbeitskräfte eine Helferstelle, als es solche gibt. Eine nachhaltige Integration in den Arbeitsmarkt könne daher nur über Qualifizierung gelingen, so Holtzwart. "Wir müssen jedoch realistisch sein", nicht jeder Mensch könne beruflich qualifiziert werden. Man müsse neue Perspektiven gerade für diejenigen schaffen, die schon zu lange aus dem Arbeitsleben draußen seien, als dass sie derzeit als Fachkräfte angelernt werden könnten.

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