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Neue Partei "Mut":Claudia Stamm fehlen gute Kandidaten für die Wahl

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Von Katja Auer, München

Claudia Stamm bleibt dabei, dass es die richtige Entscheidung war. Eine riskante, das schon, aber eine notwendige. Die 47-Jährige hat im vergangenen März eine neue Partei gegründet und diese "Mut" genannt, den ihr spätestens seitdem viele bescheinigen. Dafür verließ sie die Grünen, denen sie fast zehn Jahre lang angehörte und für die sie in den Landtag gewählt wurde. Aus Partei und Fraktion ist sie ausgetreten, das Mandat hat sie behalten, was ihr manche ehemalige Parteikollegen übel nehmen.

Sie will im Herbst wieder ins Parlament einziehen, als Vertreterin von "Mut" freilich, und sie gibt sich optimistisch, dass das auch klappen könnte. 8000 Unterschriften muss die neue Partei vorweisen, damit sie antreten darf, darin sieht Stamm das geringere Problem. Allerdings darf die Sammlung erst beginnen, wenn die Listen erstellt sind, das bedeutet, es müssen in ganz Bayern genügend gute Kandidaten gefunden werden.

Das ist nicht ganz einfach. 120 Mitglieder hat die Partei inzwischen, darunter enttäuschte ehemalige Grüne wie die frühere Landtagsabgeordnete Renate Ackermann aus Ansbach und eine ganze Reihe Piraten, wie deren einstige Landesvorsitzende Nicole Britz und Dietmar Hölscher.

Im Münchner Stadtteil Sendling ist "Mut" sogar schon im Bezirksausschuss vertreten, der frühere Grüne Jan Erdmann verließ die Partei und trat Stamms Gruppierung bei. Nun bildet er eine Fraktionsgemeinschaft mit den Grünen. Vor allem aber kamen Leute zu "Mut", "die sich nie vorstellen konnten, in eine Partei einzutreten", sagt Stamm. Dazu zählt auch der Soziologe Stephan Lessenich, Gründungsmitglied von "Mut" und neben Stamm Vorsitzender.

Nicht alle Mitglieder wollen gleich zu einer Wahl antreten, und so sucht Stamm weiter nach Zugpferden. Besonders im Osten Bayerns brauche die Partei noch Mitstreiter. Eine gewisse Prominenz oder zumindest politische Erfahrung schade auch nicht, sagt Stamm, "man muss als Partei schon darstellen können, dass man die politische Arbeit machen kann".

Die Grünen waren Stamm nicht mehr glaubwürdig genug

Gerade verhandeln die "Mut"-Vertreter mit der Kleinpartei "Demokratie in Bewegung" (DiB) über eine Kooperation. DiB wurde im vergangenen Jahr gegründet und trat in mehreren Bundesländern, auch in Bayern, bereits zur Bundestagswahl an. Sie erreichte 0,1 Prozent der Stimmen. Die Partei setzt sich - in viele Ansätzen durchaus mit "Mut" vergleichbar - für Demokratie und Transparenz ein, für soziale Gerechtigkeit, Weltoffenheit und Nachhaltigkeit. Eventuell soll es bei der Landtagswahl eine Zusammenarbeit geben, sagt Stamm.

Die CSU wird der Hauptgegner sein im Wahlkampf, Spitzenkandidat Markus Söder ohnehin. "Die Zeiten sind so, dass es eine politische Kraft braucht, die deutlich gegen den Rechtsruck hält", sagt Stamm. Die Grünen waren ihr dafür nicht mehr glaubwürdig genug, auch deswegen, weil sie zwar gegen die CSU wettern, einige Vertreter sich aber längst eine schwarz-grüne Koalition vorstellen können. Die Asylpolitik ist ein großes Thema, sie bekomme dafür großen Zuspruch, sagt sie, schließlich sei die Unterstützung von Flüchtlingen eine große Bürgerbewegung in Bayern. Dabei gebe es auch viele ehemalige CSU-Wähler, die sich in ihrem Engagement von der Partei nicht mehr vertreten sähen.

Aber Stamm will ihre Partei nicht auf die Asylpolitik beschränkt sehen. Die soziale Gerechtigkeit soll ein großes Thema sein, "das ist nicht nur eine Frage von denen, die betroffen sind", sagt sie.

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SZ vom 09.01.2018
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