Neu-Ulm:Streit mit Rockern endet tödlich

31-Jaehriger stirbt nach Schiesserei in Neu-Ulm

Nach der abendlichen Schießerei im Neu-Ulmer Gewerbegebiet, bei der ein Mensch getötet wurde, sichern Polizeibeamte den Tatort.

(Foto: dapd)

Um leichter Drogen verkaufen zu können, versuchen Rockerbanden in Bayern die Vorherrschaft über die Türsteherszene zu erlangen. Ein 31-Jähriger in Neu-Ulm wehrte sich jetzt gegen die Machtübernahme durch einen Rockerclub - und bezahlte mit seinem Leben.

Von Stefan Mayr

Bei einer Schießerei in einem Gewerbegebiet in Neu-Ulm sind am Sonntagabend zwei Männer schwer verletzt worden, einer davon ist am Montagmorgen in einem Ulmer Krankenhaus gestorben. Der 31-Jährige stammt nach Angaben der Polizei aus dem Rotlichtumfeld und hat sich mit drei weiteren Begleitern zu einer Aussprache mit drei Männern aus der Rockerszene getroffen.

Der Konflikt eskalierte, und es fielen Schüsse auf offener Straße. Am Montag wurde ein 26-jähriger Deutscher aus dem Rockermilieu festgenommen, der bei der Auseinandersetzung ebenfalls verletzt worden war. Nach einem Bericht der Neu-Ulmer Zeitung war der getötete Mann Chef einer Security-Firma, deren Mitarbeiter in einer Ulmer Diskothek als Türsteher tätig sind.

Beide Opfer wurden im Rumpf getroffen, das Leben des zweiten Mannes konnten die Ärzte retten. Der 41-Jährige befindet sich inzwischen außer Lebensgefahr, war aber am Montag noch nicht vernehmungsfähig. Die Opfer stammen aus der Stadt Neu-Ulm sowie aus dem Alb-Donau Kreis, nach Informationen der SZ sind beide deutsche Staatsbürger.

Das Treffen fand gegen 20.50 Uhr in der Industriestraße statt. Dabei kam es offenbar zu einer Rangelei, bei der laut Polizei zunächst der 26-jährige Rocker leicht verletzt wurde. Daraufhin gab einer seiner Begleiter mehrere Schüsse ab und verletzte einen Gegner schwer und den anderen tödlich.

Die Rocker flüchteten und konnten unerkannt entkommen, obwohl sie von zwei Männern der Gegenseite verfolgt wurden und die Polizei eine Großfahndung einleitete. Die Kriminalpolizei Neu-Ulm richtete eine Ermittlungsgruppe ein und konnte noch am Montag den 26-Jährigen festnehmen.

Die mutmaßlichen Mittäter sind noch flüchtig, die Identität des Todesschützen ist noch ungeklärt. Fest steht, dass die Täter dem Rockerclub "Rock Machine MC" angehören, der in der Region Ulm etwa 20 Mitglieder hat.

"Die bayerische Rockerszene wächst"

Die Neu-Ulmer Zeitung berichtet, der tödliche Streit habe sich "um die Tür zu einer Diskothek in Ulm" gedreht. Seit Jahren versuchen Rockerbanden in mehreren Städten Deutschlands, die Vorherrschaft über die Türsteherszene zu erlangen. Indirekt gewinnen die Banden damit auch entscheidenden Einfluss auf die Drogenszene in den Clubs.

"Die bayerische Rockerszene wächst", hat das bayerische Landesamt für Verfassungsschutz in seinem Halbjahresbericht 2012 festgestellt. Darin wird von Gründungen "neuer Rockerclubs und rockerähnlicher Gruppierungen" berichtet, die Zahl der bayerischen Mitglieder sei innerhalb eines halben Jahres von 1200 auf 1500 gestiegen.

Unter den Angehörigen der konkurrierenden Banden "Hells Angels MC" und "Bandidos MC" finden sich "vermehrt Angehörige der Kampfsport- und Türsteherszene". Innenminister Joachim Herrmann ordnet das Milieu der organisierten Kriminalität zu, allerdings sprach das Landesamt bislang von einer "weitgehend ruhigen Situation in Bayern", es komme nur "vereinzelt" zu Auseinandersetzungen.

Dies muss nun womöglich revidiert werden. Offenbar wehrte sich das 31-jährige Opfer gegen die Machtübernahme durch eine Rockerbande - und bezahlte dies mit dem Leben.

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