Süddeutsche Zeitung

Nebeneinkünfte von Abgeordneten:Der Top-Verdiener aus der CSU

  • Der CSU-Politiker Philipp Graf von und zu Lerchenfeld aus der Nähe von Regensburg ist der neue Spitzenreiter unter den Bundestagsabgeordneten.
  • Mindestens 1,15 Millionen Euro hat er seit Beginn der Legislaturperiode zusätzlich zu seinem Abgeordnetengehalt verdient.
  • Damit löst Lerchenfeld seinen CSU-Kollegen Peter Gauweiler ab, der als Anwalt im vergangenen Jahr mehr als eine Million Euro nebenbei verdient hatte.

Von Katja Auer, Regensburg

Philipp Graf von und zu Lerchenfeld ist der neue Spitzenreiter unter den Bundestagsabgeordneten mit den höchsten Nebeneinkünften. Mindestens 1,15 Millionen Euro hat der CSU-Parlamentarier aus Köfering bei Regensburg seit Beginn der Legislaturperiode zusätzlich zu seinem Abgeordnetengehalt verdient. Diese Summe berechnete das Politikportal abgeordnetenwatch.de. Damit löst Lerchenfeld seinen CSU-Kollegen Peter Gauweiler ab, der als Anwalt im vergangenen Jahr mehr als eine Million Euro nebenbei verdient hatte. Das war bis dahin ein Spitzenwert unter den Bundestagsabgeordneten. Gauweiler ist inzwischen aus dem Bundestag ausgeschieden.

Der 63-jährige Lerchenfeld führt das landwirtschaftliche Gut, das zum Familienschloss Köfering gehört. Vor allem Zuckerrüben, Getreide und Kartoffeln werden auf dem 300 Hektar großen Betrieb angebaut. Die hohe Summe sei allerdings nicht der Gewinn, sagte Lerchenfeld am Montag. "Die Einnahmen sind nicht das, was übrig bleibt." Er habe schließlich Ausgaben für Personal, Saatgut und Düngemittel. Er beschäftige zwei festangestellte Mitarbeiter, dazu ein bis zwei Auszubildende, Praktikanten und zu Erntezeiten auch Saisonarbeiter. Er selbst kümmere sich um den kaufmännischen Bereich.

Die Bundestagsabgeordneten müssen ihre Nebenverdienste nicht auf Euro und Cent genau angeben, sondern in Stufen. Zehn solcher Stufen gibt es, die unterste umfasst Einkünfte von 1000 bis 3500 Euro im Monat, die oberste mehr als 250 000 Euro. Eine Obergrenze gibt es nicht.

Bahlsen zahlte 2015 bis zu einer Viertelmillion Euro

Auf Lerchenfelds Homepage finden sich mehrere Unternehmen, die er als Landwirt beliefert. Die Südzucker AG ist darunter, die Lerchenfeld in diesem Jahr Einkünfte der Stufe acht beschert, also bis zu 150 000 Euro. Zu seinen Kunden gehört auch die Firma Bahlsen, die 2015 bis zu einer Viertelmillion Euro bezahlt. Neben dem Verdienst als Landwirt gibt Lerchenfeld für seine Tätigkeit als Aufsichtsrat des Abfüllanlagen-Herstellers Krones in Neutraubling Bezüge bis zu 75 000 Euro pro Jahr an.

Philipp Lerchenfeld entstammt einem alten deutschen Adelsgeschlecht. Seit fast einem halben Jahrtausend lebt die Familie auf Schloss Köfering bei Regensburg, seit 1070 ist sie urkundlich bezeugt. Auch die Politik hat Tradition in der Sippe, lange spielte die Familie eine wichtige Rolle im bayerischen Staat. In München ist eine Straße nach den Lerchenfelds benannt. Sogar einen Ministerpräsidenten gab es schon: Hugo Lerchenfeld, ein Urgroßonkel des heutigen Grafen, war 1920/21 bayerischer Regierungschef. Ein anderer Hugo Lerchenfeld war mit Otto von Bismarck befreundet und bis 1918 letzter Gesandter Bayerns am preußischen Hof in Berlin.

2013 bewarb er sich um ein Bundestagsmandat

Philipp Lerchenfeld, der stets sehr korrekt gekleidet und vornehm-zurückhaltend auftritt, ist ein politischer Quereinsteiger. Der Steuerberater und Wirtschaftsprüfer schaffte es 2003 über die CSU-Liste in den Landtag und wurde 2008 wiedergewählt. Weil er dann aber keinen eigenen Stimmkreis bekam, bewarb er sich 2013 um ein Mandat für den Bundestag. Er übernahm den Wahlkreis des CSU-Nachwuchsmannes Peter Aumer, der damals Regenburger Landrat werden wollte. Das allerdings missglückte, in der Stichwahl unterlag er seine Konkurrentin Tanja Schweiger von den Freien Wählern.

In Berlin sitzt Philipp Lerchenfeld im Haushaltsausschuss, die Finanz- und Steuerpolitik war schon im bayerischen Landtag sein Steckenpferd.

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SZ vom 04.08.2015/lime
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