Süddeutsche Zeitung

Naturschutz:Mauersegler sind zurück

Der gefährdeten Vogelart fehlt es an Nahrung und Nistplätzen

Es war ein stürmischer Rückflug, denn im Mittelmeerraum war das Wetter in den vergangenen Tagen denkbar schlecht. Aber nun sind die ersten Mauersegler aus ihren Überwinterungsquartieren in Äquatorialafrika zurück und beziehen ihre Reviere. In München kann man sie bereits gut beobachten, wie sie in den Isarauen Insekten jagen. "Wir freuen uns sehr über die Rückkehrer", sagt Sylvia Weber vom Landesbund für Vogelschutz (LBV). "Für sie ist es jetzt wichtig, dass sie möglichst sofort ihre angestammten Brutplätze aufsuchen können." Mauersegler sind nur drei Monate in Bayern, sie sollten also möglichst wenig Zeit und Energie bei Brut und Aufzucht der Jungen verlieren.

Der Mauersegler ist ein Paradebeispiel für den Artenschwund. Die Vögel, die vorwiegend in Städten leben und außerhalb der Brutzeit praktisch ihr ganzes Leben im Flug verbringen, waren einst sehr häufig in Bayern. Inzwischen werden sie immer seltener, seit 2016 werden sie auf der Roten Liste als gefährdet geführt. Die Gründe für den Schwund sind Nahrungsmangel und fehlende Nistplätze. Mauersegler fressen hauptsächlich Insekten. "Aufgeräumte Gärten, exotische Zierpflanzen und Spritzmittel verschärfen den Insektenmangel und machen ihnen die Nahrungssuche schwer", sagt Weber. Außerdem nisten Mauersegler direkt an Häusern - in Hohlräumen oder Nischen an den Dächern. Bei Sanierungen werden solche Hohlräume aber meist verschlossen. Inzwischen gibt es so wenige Mauersegler-Brutplätze, dass die vorhandenen laut Weber unter Schutz stehen. Die Situation für die Vögel wird sich nur verbessern, wenn Garten- und Hausbesitzer mehr Insekten und Nistplätze zulassen. Aufschluss über die Situation der Mauersegler soll die LBV-Aktion "Stunde der Gartenvögel" an diesem Wochenende geben. Vogelfreunde sollen dabei eine Stunde lang alle Vögel zählen, die sie im Garten, vom Balkon aus oder in einem Park beobachten, und dem LBV die Ergebnisse melden. Infos unter www.stunde-der-gartenvoegel.lbv.de.

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Quelle:
SZ vom 06.05.2020 / cws
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