Naturschutz:Erstmals seit 150 Jahren: Drei Wolfswelpen im Bayerischen Wald gesichtet

Zwei von drei jungen Wölfen im Wildpark Schorfheide in Groß Schönebeck Landkreis Barnim im Biosphä

Wolfswelpen im Wildpark Schorfheide in Brandenburg. Auf diesem Bild sind nicht die kürzlich geborenen Welpen zu sehen.

(Foto: Volker Hohlfeld/Imago)
  • Das gab es seit 150 Jahren nicht mehr im Freistaat: Im Bayerischen Wald wurde wilder Wolfsnachwuchs entdeckt.
  • Den Nachweis erbrachte eine Aufnahme der drei Jungtiere im Nationalpark. Die Informationen über das Rudel sind aber sehr dürftig.

Von Christian Sebald

Selbst Experten können sich täuschen. Vor wenigen Tagen noch war Ulrich Wotschikowsky, einer der bekanntesten Wolfsfachleute Deutschlands, ganz sicher: Auf dem Truppenübungsplatz im oberpfälzischen Grafenwöhr wird das erste Wolfsrudel seit 150 Jahren in Bayern nachgewiesen werden. Schließlich streift dort schon seit Monaten ein Wolfspaar umher und Ende Mai, Anfang Juni sollten die beiden Nachwuchs bekommen haben. Wotschikowsky war davon überzeugt, dass schon bald eine Fotofalle auf dem Truppenübungsplatz ein Bild von den Welpen schießt.

Es kam anders: Am 28. Juli sind im Nationalpark Bayerischer Wald drei junge Wolfswelpen in eine Fotofalle getappt. "Es handelt sich um den ersten Nachweis von Jungwölfen bei frei lebenden Tieren in Bayern seit rund 150 Jahren", heißt es in der dürren Meldung des Landesamts für Umwelt (LfU) dazu. Damit haben die Wolfsexperten des Bayerischen Nationalparks das Rennen ums erste Rudel im Freistaat gewonnen. Auch dort streift seit einem halben Jahr ein junges Wolfspaar umher. Es sollte ebenfalls in diesem Frühjahr Nachwuchs bekommen haben. Das prophezeiten zumindest alle Fachleute.

Bei den Wolfsfans und den Naturschutzverbänden herrscht denn auch große Freude über den Nachweis der Welpen. "Zwar war es schon seit Jahren absehbar, dass sich auch hier in Bayern wieder Wolfsrudel bilden werden", sagt Wotschikowsky. "Aber der Moment des ersten Nachweises ist immer etwas ganz Besonderes." Auch der Vogelschutzbund LBV und der Bund Naturschutz begrüßten die Rückkehr der Wölfe nach Bayern. "Wir freuen uns sehr", sagt der LBV-Mann Andreas von Lindeiner. "Denn der Wolf gehört zu Bayerns faszinierender Natur." Der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner erklärt, "Wölfe haben eine ganz besondere ökologische Bedeutung. Geben wir dem jungen Rudel eine Chance!"

Die Informationen über das Rudel sind denkbar dürftig. Anders als etwa beim Nachweis des Elterpaares im Bayerischen Wald im November 2016 hat das LfU nicht einmal das Foto mit den drei Welpen veröffentlicht. Auch Informationen über das Gebiet, in dem das Rudel umherstreift, hält die Behörde zurück. Insidern zufolge handelt es sich um den Ostteil des Nationalparks Bayerischer Wald am Lusen nahe der Grenze zu Tschechien. Dort hatte es vor drei Wochen bereits einen Vorfall gegeben, der ins Bild passt: In Borova Lada, nur zehn Kilometer vom Lusen entfernt gleich hinter der Grenze nach Tschechien, überfielen Wölfe nachts eine Schafherde. 16 Tiere verendeten sofort, drei weitere mussten eingeschläfert werden. Kein Wunder, dass die Naturschutzverbände die Staatsregierung auffordern, etwas für besseren Herdenschutz zu tun. Zwar sind Wölfe streng geschützt, aber viele Bauern sind gegen die Rückkehr der Raubtiere, weil sie um ihre Nutztiere fürchten. Die Landwirte fordern deshalb, dass zumindest auffällige Wölfe abgeschossen werden dürfen.

Die Wolfswelpen im Bayerischen Wald sind auf den Jagdzügen ihrer Eltern natürlich noch nicht dabei. Sie sind derzeit etwa so groß wie ausgewachsene Füchse, aber etwas schlanker und haben einen schmalen Schwanz. Die Streifzüge der Welpen werden nun immer weitläufiger, "demnächst beziehen sie sogenannte Rendezvousplätze, auf denen sie von ihren Eltern versorgt werden", sagt der Wolfsforscher Wotschikowsky. Und was ist mit dem Wolfsnachwuchs auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr? "Selbstverständlich sind die Welpen dort auch schon unterwegs", sagt er. "Und irgendwann wird eine Fotofalle ein Bild von ihnen machen."

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