Naturschutz:Bürger befürworten Nationalpark im Spessart

Neue Umfrage von Umweltverbänden zeigt, dass die meisten Einheimischen rund um Aschaffenburg und Würzburg ein Schutzgebiet in ihrer Region gutheißen

Von Christian Sebald

Nationalparks sind sehr beliebt, die meisten Menschen wünschen sich sogar neue Nationalparks. Das zeigt jetzt einmal mehr eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar-Emnid über die Pläne für einen Nationalpark im Spessart: Danach sind 64 Prozent der Menschen rund um Aschaffenburg und Würzburg für einen Nationalpark in ihrer Region. Nur 29 Prozent äußern sich kritisch oder ablehnend. "Die Staatsregierung hat stets bekräftigt, einen dritten Nationalpark nicht gegen die Bevölkerung einzurichten", sagt Diana Pretzell vom WWF. "Die Umfrage zeigt, dass der Nationalpark Spessart die Rückendeckung der Einheimischen hat." Pretzell forderte die Staatsregierung auf, diesem Willen zu folgen, statt "vor Krawallmachern einzuknicken".

Der WWF hat die repräsentative Umfrage zusammen mit dem Bund Naturschutz (BN), dem Vogelschutzbund LBV und Greenpeace in Auftrag gegeben. Ihr Ergebnis ist wenig überraschend - hatten doch bereits frühere Umfragen im Steigerwald, wo seit zehn Jahren erbittert über einen Nationalpark gestritten wird, ziemlich genau die gleichen Resultate erbracht. Die Gründe der hohen Zustimmungsraten hier wie dort sind die gleichen: Die Befragten sehen Nationalparks als "Kronjuwelen des Naturschutzes" an, wie das auch Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) gerne sagt. Sie sind aus Sicht der Leute enorm wichtig für den Erhalt alter Wälder sowie bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Viele Menschen erwarten sich außerdem einen kräftigen Impuls für den Tourismus in ihrer Region. Das gute Image der Nationalparks ändert sich auch dadurch nicht, dass die Einheimischen den einen oder anderen Nachteil durch die Großschutzgebiete erwarten - zum Beispiel Einschränkungen, was die Zugänglichkeit des Waldes anbelangt.

Für die Naturschutzorganisationen hat sich mit der neuen Umfrage die heftige Kritik der Nationalpark-Gegner rund um den einflussreichen CSU-Landtagsabgeordneten Peter Winter ein für alle Mal erledigt. "Die Mehrheit der Menschen im Spessart sehen die Chance für ihre Region und die Natur, sie geben dem Nationalpark grünes Licht", sagt der Greenpeace-Mann Martin Kaiser. "Das sollte Ansporn sein für Ministerpräsident Horst Seehofer, der derzeitigen Desinformationskampagne der Gegner eine Informationskampagne entgegenzusetzen." Der BN-Chef Hubert Weiger betont, dass Bayern außer den alten Buchenwäldern im Spessart und im Steigerwald Potenzial für noch mehr Nationalparks habe - zum Beispiel im oberbayerischen Ammergebirge, in der unterfränkischen Rhön sowie in den Donau- und Isarauen. Der LBV-Vorsitzende Norbert Schäffer verweist darauf, dass es früher ebenfalls starke Widerstände gegen die beiden Nationalparks Bayerischer Wald und Berchtesgaden gegeben habe. Inzwischen seien diese aber weitgehend verschwunden.

Diesen Donnerstag geht der Streit in die nächste Runde - im Landtag. Der dortige Umweltausschuss hat 14 Experten - unter ihnen die Nationalpark-Chefs Franz Leibl (Bayerischer Wald) und Michael Vogel (Berchtesgaden) zu der Anhörung "Dritter Nationalpark für Bayern" eingeladen. Auch der Bauernverband und der Waldbesitzerverband, die beide nichts von einem weiteren Nationalpark halten, entsenden Vertreter zu ihr. Ursprünglich wollte die CSU sogar den Vorsitzenden des Steuerzahlerbundes, Rolf von Hohenhau, zu den Plänen befragen - obwohl dem Ausschusschef Christian Magerl (Grüne) unklar war, warum sich ausgerechnet der Steuerzahlerbund äußern sollte. Als Hohenhau aus Termingründen absagte, löste sich das Ganze in Wohlgefallen auf.

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