Natur:Ein seltener Gast

Invasion der Seidenschwänze

Wegen seines bunten Federkleides mutet der Seidenschwanz exotisch an.

(Foto: Patrick Pleul/dpa)

Der Seidenschwanz wird in großer Zahl in Bayern überwintern

Von Christian Sebald

Der beige-braun gefiederte Seidenschwanz ist ein exotisch anmutender Vogel. Da ist zum einen die markante Federhaube, die ihn richtig keck aussehen lässt. Aber auch der kurze rotbraune Schwanz mit der leuchtend gelben Spitze macht ihn zu einem sehr auffälligen Tier. Ebenso die dunklen Flügel mit den weißen und gelben Zeichnungen und den scharlachroten Flügelspitzen. Sein Federkleid ist es aber nicht alleine, was den Seidenschwanz zu einem besonderen Vogel macht. Er ist zudem ein sehr seltener Gast hier in Bayern. Diesen Winter könnte das ganz anders sein. "Diesen Winter werden womöglich Zigtausende Seidenschwänze hier in Bayern überwintern", sagt Christiane Geidel, Biologin und Artenschützerin im Vogelschutzbund LBV. "Die ersten Vorboten sind schon anzutreffen."

Zu Hause ist der Seidenschwanz im hohen Norden - in der sibirischen Taiga zum Beispiel und in den Nadel- und Birkenwäldern in Nordskandinavien. Dort überwintern die starengroßen Vögel für gewöhnlich auch, selbst extreme Kälte macht ihnen nichts aus. Wenn allerdings die Nahrung, hauptsächlich die Beeren von Ebereschen, knapp wird, dann ziehen die Seidenschwänze in großen Schwärmen gen Süden. Weil solche massenhaften Abwanderungen nur alle drei oder vier Jahre vorkommen, nennen Fachleute den Seidenschwanz auch eine "invasive Art". In Bayern gab es eine solche "Seidenschwanz-Invasion" zuletzt im Winter 2012/2013.

Diesen Winter dürfte die nächste anstehen. "In Thüringen und Nordrhein-Westfalen sind schon massenhaft Seidenschwänze gesichtet worden", sagt Geidel. Deutschlandweit wurden seit Oktober bereits zehnmal mehr Seidenschwänze gezählt als in gewöhnlichen Jahren. "Das ist ein gutes Zeichen, dass sie auch zu uns nach Bayern kommen werden", sagt Geidel. "Der Ansturm dürfte schon in den nächsten Tagen einsetzen." Besonders gut beobachten können wird man die Vögel in weitläufigen Parks und Gärten mit Ebereschen, aber auch Rosenhecken mit Hagebutten und Ligusterhecken. Seidenschwänze haben es im Winter besonders auf Beeren abgesehen, ihre Lieblingsspeise sind die weißen Früchte der Mistel.

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