Nachruf auf Reinhold Aman:Erforscher der Schimpfwörter

Nachruf auf Reinhold Aman: Der Niederbayer Reinhold Aman (1936-2019) hat sich trotz widriger Lebensumstände als Erforscher der Schimpfwörterkultur weltweit Verdienste erworben.

Der Niederbayer Reinhold Aman (1936-2019) hat sich trotz widriger Lebensumstände als Erforscher der Schimpfwörterkultur weltweit Verdienste erworben.

(Foto: Allitera Verlag)

Von Hans Kratzer

Wie jetzt bekannt wurde, ist der renommierte Schimpfwort-Experte Reinhold Aman am 2. März in Kalifornien gestorben. Aman, der im 83. Lebensjahr stand, wuchs in Straubing auf. Sein Leben nahm einen kuriosen Verlauf. Als Chemieingenieur war er zunächst für die US-Streitkräfte in Frankfurt tätig. Anfang der Sechzigerjahre promovierte er in Amerika im Fach Germanistik und übernahm eine Professur für deutsche Sprache und Literatur an der Universität von Wisconsin. Bekannt wurde Aman durch sein 1973 erschienenes Bayrisch-Österreichisches Schimpfwörterbuch, das noch heute aufgelegt wird. Aman machte aus der Schimpfkultur (Malediktologie) ein ernsthaftes Forschungsgebiet und öffnete damit tiefe Einsichten in die menschliche Seele lange vor der Aggressionseruption in den sogenannten sozialen Medien. In Bayern werden Schimpfwörter inzwischen als Gaudi vermarktet, Amans Lexikon ist das glatte Gegenteil.

Aman, der Schimpfwörter in Hunderten Sprachen sammelte, erlangte weltweite Bedeutung als Herausgeber von Maledicta, einer internationalen Zeitschrift für verbale Aggression, wie der Regensburger Dialektologe Ludwig Zehetner bestätigt. Das Projekt endete 1996 tragisch. Aman hatte seiner geschiedenen Ehefrau zwei Karten geschickt - mit Zeitungsmeldungen über Männer, die ihre Ex-Ehefrauen töteten. Aman verstand dies nach eigener Aussage als schwarzen Humor, ein US-Gericht verurteilte ihn trotzdem zu einer Haftstrafe. Nach 15 Monaten vorzeitig entlassen, habe er aber nicht mehr in sein altes Leben zurückgefunden, sagt Zehetner.

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