Nachhaltigkeit:Ingolstadt verzichtet auf Kurzstreckenflüge

Von Johann Osel, Ingolstadt

Bis 500 Kilometer ausschließlich mit der Bahn - die Stadt Ingolstadt verzichtet künftig auf Kurzstreckenflüge. Für derlei Dienstreisen hat Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) für die Stadtverwaltung einen Verzicht auf Flüge angeordnet, wie das Rathaus am Donnerstag mitteilte. Die städtischen Tochterunternehmen und Beteiligungen schließen sich der Regelung auf freiwilliger Basis an, hieß es. "In Umfragen gibt stets ein Großteil der Befragten an, für den Umweltschutz auf private Kurzstreckenflüge verzichten zu wollen. Wir möchten hier beispielhaft vorangehen und unsererseits für Dienstreisen verstärkt umweltfreundliche Verkehrsmittel wie die Bahn nutzen", sagte OB Lösel. Man sei "eine der ersten Städte in Deutschland" mit diesem Ansinnen. Auch bislang habe es für Flüge der städtischen Mitarbeiter enge Vorgaben gegeben, die Kriterien wie Sparsamkeit betroffen hätten - dies werde nun mit der Frage der Nachhaltigkeit erweitert. Die Regelung gilt für rund 8500 Beschäftigte bei Stadt und Tochterunternehmen.

Im vergangenen Jahr lagen laut Mitteilung von 72 Flugdienstreisen der Verwaltung 17 auf der Distanz von unter 500 Kilometern. Das entspreche einem Viertel aller Dienstreisen per Flieger. Im laufenden Jahr seien von bislang 52 solcher Reisen acht auf einer Strecke unter 500 Kilometern erfolgt, circa 15 Prozent. Viele Trips führten demnach zu den Ingolstädter Partnerstädten Opole in Polen und Györ in Ungarn sowie nach Berlin; aber auch in Städte wie Frankfurt oder Wien, hier zum Beispiel solle künftig die Bahn statt das Flugzeug genutzt werden. So wolle die Verwaltung mindestens vier Tonnen CO₂ einsparen.

Ein Grund, diesen Nachhaltigkeitsplan gut umsetzen zu können, sei die gute Bahn-Fernverbindung in Ingolstadt mit regelmäßigen ICE-Stopps. In Kürze soll auch ein eigener Bahnhalt am Werk des Autobauers Audi eröffnet werden, an dem dann ein Regionalexpress hält. Zum Fahrplanwechsel im Dezember sollen die Züge dort die "Audianer" sowie später Besucher der Landesgartenschau 2020 absetzen und aufnehmen. Das Projekt hat Modellcharakter, da erstmals in Bayern die Bahn, das Land, eine Kommune und ein Unternehmen gemeinsam eine Bahninfrastruktur finanzieren. Geplant ist in Ingolstadt auch der Bau eines neuen Hauptbahnhofs, wohl bis Mitte der 2020er-Jahre.

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