Süddeutsche Zeitung

Nach ORH-Bericht:BR kündigt weiteren Stellenabbau an

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Von Wolfgang Wittl, München

Auf den Bayerischen Rundfunk (BR) kommen offenbar gravierende Einsparungen zu. "Wir müssen an unsere Strukturkosten ran. Wir werden alles auf den Prüfstand stellen", kündigte BR-Verwaltungsdirektor Albrecht Frenzel am Dienstag vor dem Haushaltsausschuss des Landtags an. Neben den 450 Beschäftigten in Fernsehproduktionen, die bis 2025 eingespart werden sollen, plant der BR einen weiteren Stellenabbau.

"Wir kommen nicht umhin, Personal abzubauen", sagte Frenzel. Dies soll allerdings ohne betriebsbedingte Kündigungen geschehen. Ziel sei es etwa, frei werdende Stellen nicht mehr zu besetzen. Bei 150 Mitarbeitern wolle man versuchen, bis 2025 Vorruhestandsregelungen zu erwirken. Sollte das gelingen, könnte auch der Bau des neuen Gebäudes in Freimann kleiner ausfallen. Auch eine Reduzierung der drei Klangkörper - Chor, Sinfonie- sowie Rundfunkorchester - ist offenbar nicht auszuschließen. "Wir müssen überlegen, ob wir uns das alles noch leisten können", sagte Frenzel.

Der BR reagiert damit auf einen Bericht des Obersten Bayerischen Rechnungshofs (ORH). Demnach hat der BR unter Berufung auf eigene Zahlen von 2010 bis 2014 mehr als 100 Millionen Euro Defizit angehäuft - insbesondere wegen gestiegener Ausgaben in der Altersversorgung. Frenzel räumte die Defizite ein, wehrte sich aber gegen ein Bild, der BR begegne seinen Herausforderungen "mit einer gewissen Wurstigkeit". Der BR habe bereits Sparprogramme aufgelegt und zeichne sich als sehr aktiver, leistungsfähiger Sender aus.

Abgeordnete aller Fraktionen gaben ein Bekenntnis zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk ab. Ebenso oft fiel allerdings das Wort "beunruhigend", was die finanzielle Situation des BR angehe. Der Sender müsse dringend weitere finanzielle Korrekturen vornehmen. Dem BR werde eine strategische Zukunftsdebatte nicht erspart bleiben, ob er sein Programmangebot erhalten wolle - oder ob er stärkere Schwerpunkte setzen müsse, sagte Alexander Muthmann (Freie Wähler).

Der ORH soll den BR auf Antrag des Haushaltsausschusses nun künftig alle zwei Jahre umfangreich prüfen. ORH-Präsident Heinz Fischer-Heidlberger warf dem BR indirekt vor, er habe zu spät gegengesteuert. "Wer später bremst, ist länger schnell", sagte er in Anspielung auf einen Filmtitel. Nun müsse man eben "stärker in die Eisen steigen".

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SZ vom 20.04.2016
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