Ärger über den Seelsorger
Die Reaktion des Bistums Eichstätt hat nicht lange auf sich warten lassen: Am Dienstag war der umstrittene Pfarrer Norbert Zawilak aus Deining zu einem klärenden Gespräch bei Generalvikar Isidor Vollnhals vorgeladen, kurz darauf wurde die Öffentlichkeit informiert. Zawilak, heißt es in einer Erklärung, bedaure seine Äußerungen beim Neujahrsempfang, die dem kirchlichen Auftrag nicht entsprochen hätten oder missverstanden worden seien. Er habe nicht beabsichtigt, Menschen zu verletzen oder zu diskriminieren. Doch während die Empfänger noch mit dem Lesen der Entschuldigung beschäftigt waren, platzten bereits die nächsten schweren Vorwürfe gegen den Pfarrer in die Runde.
In einem persönlichen Brief an Bischof Gregor Maria Hanke beschreiben neun Mitglieder der Pfarrei, wie sehr sich das Gemeindeleben im oberpfälzischen Deining seit Zawilaks Amtsantritt im September 2013 zum Negativen verändert habe. Grund sei das "nicht gesellschaftsfähige Verhalten" des Pfarrers sowie dessen Auftreten in der Öffentlichkeit.
Was die Gemeinde dem Pfarrer vorwirft
Dieses Auftreten wird mit Beispielen unterfüttert: Frauen bezeichnete Zawilak offenbar als Weiber, die hinter den Herd gehörten und zum Kinderkriegen da seien. Bei einer Beerdigung habe der Pfarrer die Vermutung geäußert, der Verstorbene werde nicht in den Himmel kommen, weil er ihn zu Lebzeiten nicht in der Kirche gesehen habe. Bei einer Taufe soll er ein an Leukämie erkranktes Kind im Rollstuhl gefragt haben, ob es zu faul zum Laufen sei.
Grundschülern soll der passionierte Jäger Fotos von erlegtem Großwild aus Afrika zeigen. Nicht er töte die Tiere, sondern die Kugel, sage Zawilak. Wie dies mit Gottes Schöpfung zu vereinbaren sei, wenn ein Pfarrer aus Spaß töte, fragen die Unterzeichner. Schülern, die nicht folgsam sind, drohe der Pfarrer, ihnen würden Teufelshörner aus dem Kopf wachsen. Ähnliche Gesten mit an die Stirn gehaltenen Fingern mache er im Gottesdienst, wenn er Eltern anspreche, ob sie nur Engelchen als Kinder hätten, weil die nicht zum Beichten kämen.
Der Jugendchor dürfe nicht mehr auftreten, weil er zu modern sei. Die Zahl der Ministranten nehme ab, weil sie mit dem Pfarrer nicht auskämen. Hinweise auf evangelische Gottesdienste würden nicht mehr abgedruckt, weil Zawilak gesagt habe, er wolle sich bei rückläufigen Zahlen nicht die Konkurrenz ins Haus holen. Ein weiteres fruchtvolles Zusammenwirken von Zawilak mit der Pfarrgemeinde sei daher nicht mehr möglich, schlussfolgern die Kritiker, die den Brief persönlich unterschrieben und am Dienstag abgeschickt haben. Zawilak war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Ein Bistumssprecher sagte, ein Brief sei noch nicht eingegangen.
Rede im Pegida-Stil hat Ärger ausgelöst
Auslöser für das Schreiben seien für ihn die Vorfälle auf dem Neujahrsempfang gewesen, sagt einer der Unterzeichner. Mit einer Rede in üblem Pegida-Stil , so berichteten Teilnehmer, hatte der Priester den Großteil der Gemeinde gegen sich aufgebracht. Besucher verließen erbost die Veranstaltung, manche schrieben hinterher Beschwerdebriefe an das Bistum. Mit einer Schimpftirade gegen verschwenderische Politiker, Homosexuelle und einseitige Medien habe Zawilak "seine rechte Gesinnung und mangelnde Toleranz gegenüber Andersdenkenden" erkennen lassen.
Nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub fand nun das Gespräch mit dem Generalvikar statt. Der habe Zawilak "eindringlich auf die Vorgaben" hingewiesen, zu einem friedlichen Zusammenleben beizutragen. Der Generalvikar wolle auch die Pfarrgemeinderäte zu einem Gespräch über die Situation in der Pfarrei einladen. An Themen mangelt es nicht.