Nach Drohung mit Messer:Erlanger Rathaus evakuiert - 600 Menschen betroffen

  • Wegen der Suiziddrohung eines 31 Jahre alten Mannes hat die Polizei das Rathaus von Erlangen räumen lassen.
  • Insgesamt mussten 600 Mitarbeiter das Gebäude verlassen.
  • Trotz einer Suchaktion wurde der Mann nach der Räumung nicht gefunden. Andere Menschen hat er nicht bedroht.

Von Olaf Przybilla

31-Jähriger droht mit Selbsttötung

Ein 31 Jahre alter Asylbewerber hat einen Großeinsatz im Erlanger Rathaus ausgelöst. Der in Erlangen lebende Mann war am Vormittag zu einem Termin bei der Ausländerbehörde der Stadt erschienen. Im Laufe des Gesprächs zückte er ein Messer und drohte damit, sich im Rathaus etwas anzutun. Mitarbeiter bedrohte er nicht, verletzt wurde niemand. Nach der Suizid-Drohung flüchtete der 31-Jährige aus dem Zimmer.

Nachdem für etliche Stunden nicht klar war, ob sich der armenische Staatsangehörige noch im Rathaus aufhalten könnte, wurde es evakuiert und für etwa drei Stunden von der Polizei abgeriegelt. Sondereinsatzkräfte suchten die 14 Stockwerke des Gebäudes im Stadtzentrum Etage für Etage nach dem Mann ab. Gefunden wurde er dabei nicht.

Wo die 600 Mitarbeiter untergebracht wurden

Die etwa 600 Mitarbeiter des Rathauses mussten für Stunden das Haus verlassen. Weil viele von ihnen nur leicht bekleidet waren, wurden sie in der benachbarten Heinrich-Lades-Halle untergebracht und versorgt. Auch die Referenten der Stadt hatten fluchtartig das Haus verlassen müssen, nachdem der Alarm kurz vor einer Sitzung ausgelöst worden war.

Zwei Rathaus-Mitarbeiterinnen hätten hervorragend auf die Situation reagiert, sagte Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik. Sie hätten zunächst sämtliche Kollegen im zweiten Stockwerk auf die Gefahr aufmerksam gemacht, dann die Polizei verständigt. "Ruhig, besonnen, hoch professionell", lobte der OB. Weil sich die Drohung des Mannes nur gegen sich selbst gerichtet habe, dürfte eine konkrete Gefahr für die Mitarbeiter zu keinem Zeitpunkt bestanden haben, sagte Janik.

Polizeibekannt, wie manche Medien zunächst berichtet hatten, sei der Asylbewerber nicht, sagte eine Polizeisprecherin. Ihren Angaben zufolge soll sich der 31-Jährige im Rathaus auf ein ihm von der Ausländerbehörde zugestelltes Schreiben bezogen haben. Sollten die Behörde an ihren Angaben festhalten, so werde er sich etwas antun. Das Rathaus blieb am Dienstag für den Publikumsverkehr geschlossen.

Woran der Vorfall erinnert

Vor einem Jahr hatte ein 49-Jähriger im Erlanger Rathaus eine Sachbearbeiterin mit einem Messer bedroht. Der Mann hatte ein sofortiges Umgangsrecht mit seinem Kind gefordert. Die Rathausmitarbeiterin hatte den Mann zunächst beruhigt. Danach war es mehreren Mitarbeitern gelungen, den Mann aus dem Büro zu drängen. Die Polizei hatte den 49-Jährigen noch in Rathausnähe festnehmen können.

Vor zwei Wochen hatte ein tödlicher Angriff in einer Behörde in Franken für Entsetzen gesorgt. Ein arbeitsloser 28-Jähriger hatte einen 61 Jahre alten Gutachter in einem Jobcenter in Rothenburg ob der Tauber mit einem Messer attackiert. Der 28-Jährige war zu einem Termin bei einer Arbeitsvermittlerin und dem Gutachter erschienen. Der 28-Jährige befindet sich im Untersuchungshaft, an diesem Mittwoch will die Staatsanwaltschaft dazu weitere Details bekanntgeben.

Anmerkung der Redaktion

Wir haben uns entschieden, in der Regel nicht über Selbsttötungen oder versuchte Suizide zu berichten, außer sie erfahren durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Der Grund für unsere Zurückhaltung ist die hohe Nachahmerquote nach jeder Berichterstattung über Suizide. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen konnten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: