Nach der Milchattacke auf CSUler:"Ich würde es wieder machen"

Lesezeit: 2 min

Nachdem Regine Lehmeier einem CSUler Milch ins Gesicht geschüttet hat, kassiert sie eine Watschn. Ihre Attacke bereut sie nicht.

M. Maurer

Die Landwirtin Regine Lehmeier, 40, aus dem oberpfälzischen Dietkirchen hat vom CSU-Bundestagsabgeordneten Alois Karl eine Watschn bekommen, nachdem sie ihn bei einer Kirchweih im benachbarten Lautkirchen mit Milch überschüttet hatte.

SZ: Warum haben Sie das gemacht?

Regine Lehmeier: Eigentlich wollte ich ihm die Milch ja vor die Füße schütten. Dabei habe ich billigend in Kauf genommen, dass ich ihn erwische. Sinn und Zweck war, klar zu machen, dass es mit der Milchpreisentwicklung so nicht weitergehen kann und die Politik schuld ist.

SZ: War es eine spontane Aktion?

Lehmeier: Ich hab mal Milch mitgenommen und geschaut, was kommt.

SZ: Ihre Kanne fasst 20 Liter.

Lehmeier: Die war aber nicht voll, sonst könnte man die gar nicht schleppen. Es waren so sieben, acht Liter.

SZ: Warum hat es Karl getroffen?

Lehmeier: Die CSU ist Regierungspartei und somit auch für agrarpolitische Entscheidungen im Bund zuständig, deswegen habe ich mich an den Abgeordneten in unserer Region gewandt. Ich habe ihm im Juni einen Brief zugesandt, es gab keine Reaktion. Auf der Kirchweih hat er uns dann Verständnis vorgeheuchelt.

SZ: Müssen auch SPD, FDP und Grüne vor Ihnen zittern? Wer setzt sich denn am meisten für die Milchbauern ein?

Lehmeier: Die Grünen. Die FDP ist für Milchbauern indiskutabel. Und die von der SPD sind Gentechnikbefürworter und somit auch indiskutabel.

SZ: Bauern schütten Milch weg, andere überlegen, ob sie beim Viehscheid Särge ins Tal tragen. Wird der sonst eher konservative Bauer zum linksradikalen Punk?

Lehmeier: Weniger zum Punk, eher zivil ungehorsam. Ähnlich wie es in den achtziger Jahren bei den Protesten gegen die atomare Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf war. Dort sind konservative Schichten, auch viele Landwirte, über ihren Schatten gesprungen. Aus Frust.

SZ: Nach Ihrer Attacke hat Herr Karl Sie geohrfeigt. Alles in Ordnung?

Lehmeier: Ich war beim Arzt, weil ich den Kopf nicht mehr nach links drehen kann. Ich schließe eine Anzeige nicht aus.

SZ: Erwarten Sie eine Entschuldigung von ihm und haben Sie sich entschuldigt?

Lehmeier: Dass ich mich entschuldige, steht nicht zur Debatte. Ich bin dennoch verwundert, dass er keinen Kontakt zu mir aufnimmt.

SZ: Können Sie den Reflex verstehen?

Lehmeier: Durchaus, aber für einen Reflex war es zu langsam, er hat erst drei bis vier Sekunden später reagiert. Außerdem war ich zu weit weg.

SZ: Jetzt sind Sie ein wenig berühmt.

Lehmeier: Das Ausmaß der Aufmerksamkeit überrascht mich.

SZ: Würden Sie so was wieder machen?

Lehmeier: Ich fürchte, ja.

© SZ vom 16.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: