Nach dem Organspende-Skandal:Heubisch setzt auf schärfere Kontrollen

Konsequenzen aus dem Organspende-Skandal: Bayern verschärft künftig die Kontrollen. Härtere Strafen soll es jedoch nicht geben.

mse

Als Konsequenz aus dem Organspende-Skandal verschärfen Bayerns Transplantationszentren die interne Kontrolle. Als erstes wird ein Sechs-Augen-Prinzip bei Transplantationen eingeführt, erklärte Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) am Montag. Demnach müssen ab sofort drei Mediziner verschiedener Fachrichtungen - in der Regel ein Chirurg, ein Internist und ein Labormediziner - die Patientendaten prüfen. Bonusprämien für Transplantationen wie am Klinikum Göttingen seien in Bayern nicht gezahlt worden. Es seien bisher auch keine weiteren Unregelmäßigkeiten bekannt.

Heubisch hatte sich von den Leitern der sechs bayerischen Transplantationszentren in München, Augsburg, Regensburg, Erlangen-Nürnberg und Würzburg informieren lassen. Bei dem Treffen waren auch Vertreter des Gesundheitsministeriums dabei.

Er sei erleichtert, so Heubisch, dass nach den "bisherigen internen Untersuchungen in den vergangenen fünf Jahren kein weiterer Verdachtsfall aufgetreten ist". Man müsse die Daten noch mit Eurotransplant abgleichen, aber es deute alles darauf hin, dass es sich bei den Manipulationen eines Arztes am Klinikum Regensburg um einen Einzelfall handele.

Neben dem Sechs-Augen-Prinzip sollen künftig auch externe Fachleute einbezogen werden, die stichprobenmäßig kontrollieren. Vertreter des Wissenschaftsministeriums, des Gesundheitsministeriums, der Ärztekammer und der Transplantationszentren sollen dazu einen Expertenpool erstellen.

Dies befürworten auch die Mediziner. "Es ist sicher hilfreich, wenn Ärzte von außen zusätzlich die Daten prüfen", sagte Matthias Anthuber, Chef des Nieren-Transplantationszentrums am Klinikum Augsburg im Anschluss an das Treffen. Allerdings habe auch bisher nie eine Einzelperson festgelegt, wer auf die Empfängerliste für Organe komme. In 27 Jahren Tätigkeit als Transplantationsmediziner habe er keine einzige Situation erlebt, die Zweifel am System habe aufkommen lassen.

Von härteren Strafen, wie sie Justizministerin Beate Merk (CSU) gefordert hatte, hält Heubisch nichts. Es gehe es darum, das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Dazu gehöre, dass die Manipulationen aufgeklärt "und mit aller Deutlichkeit auch straf- und standesrechtlich verfolgt werden". Für den 27. August hat Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) ebenfalls ein Treffen zur Organspende angesetzt. Bayern gehe mit seinen Kontrollen schon einen Schritt voran.

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