Nach dem G-7-Gipfel:Garmisch-Partenkirchen räumt auf

G7-Gipfel - Aufräumarbeiten

Es wird aufgeräumt: Ein Traktor transportiert ein Toilettenhäuschen ab.

(Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Die Demonstranten sind verschwunden und mit ihnen auch die Holzbretter vor manchem Laden in Garmisch-Partenkirchen. Selbst die Wiese auf der das Camp war, ist picobello sauber - nur politisch haben die G-7-Gegner etwas zurückgelassen.

Von Heiner Effern, Garmisch-Partenkirchen

Bierkrug für Bierkrug stellt Ilse Kleinsorger in den Glaskasten draußen an der Hauswand. Den weiß-blauen bayerischen neben den gesamtdeutschen mit den Wappen der Bundesländer und den Einheimischen, auf dessen Vorderseite ein Ortsporträt gemalt ist. Die Kuckucksuhren hängen wieder im Schaufenster, jeder hat wieder seinen gewohnten Platz in der Garmischer Fußgängerzone. "Alles bestens", sagt die Geschäftsfrau am Dienstagvormittag, nachdem sie wegen des G-7-Gipfels fünf Tage lang zu Hause gesessen oder beim Radfahren gewesen ist. "Jetzt wird es Zeit, dass ich wieder unter die Leute komme."

Die Demonstranten sind verschwunden, und mit ihnen auch die Holzbretter vor den Glasscheiben und die Planen vor manchem Laden. Auch Roy Braun vom Juwelierladen gegenüber hat die Verrammelung schon abmontiert. Hat er denn tatsächlich umgebaut, wie ein Schild während des Gipfels an der Ladentür verkündete? "Ich schon", sagt er und lacht, "Sie stehen gerade auf meinem neuen Teppich." Aber nicht jeder hätte wirklich renoviert, der diese Nachricht verkündete. "Ich habe die Handwerker schon im letzten November bestellt."

Auch Michaela Nelhiebel hat ihr Optiker-Geschäft geschlossen und umgestaltet in den Gipfeltagen. Sie erwartete in dieser Zeit ohnehin keinen großen Umsatz - und behielt recht. Nelhiebel ist auch Vorsitzende der Werbegemeinschaft in Garmisch und ihre Mitglieder zogen eine gemischte Bilanz: alle Läden heil, dafür Umsatzverluste von 30 bis 50 Prozent.

Trotzdem überwiegt bei der Garmisch-Partenkirchner Bürgermeisterin Sigrid Meierhofer (SPD) die Freude darüber, dass dem Ort Gewaltszenen weitgehend erspart geblieben sind. "Ich kann mit großer Erleichterung heute festhalten, dass das Drumherum um den Gipfel friedlich und fair verlaufen ist. Es gab bekanntlich viele Sorgen und Ängste in der Bevölkerung." Auch Sigrid Meierhofer hat im Rathaus umgebaut, allerdings schon vor dem Gipfel und mit großzügiger Finanzspritze des Freistaats Bayern.

Der Brandschutz wurde auf den aktuellen Stand gebracht und die alte Hausmeisterwohnung in neue Büros umgewandelt. Auch die anderen Kommunen rund um das Tagungshotel Schloss Elmau haben nun schmucke Rathäuser und schöne Vorplätze, gesponsert von der Staatsregierung. Die Feuerwehren verfügen über neue Autos, der Digitalfunk ist in der ganzen Region ausgebaut und der Bahnhof in Klais, dem letzten Weiler vor Elmau, dürfte in einem Bahn-internen Ranking nun mindestens vier Sterne besitzen.

Daneben freuen sich die Bürgermeistermeister der Region auch über einzigartige Erinnerungen: Es wird weltweit nicht viele Kollegen geben, die mit Barack Obama beim Weißwurst-Frühschoppen gesessen sind. Der Garmisch-Partenkirchner Landrat Anton Speer genoss aber auch andere Termine, wie er am Dienstag sagte. Das Damenprogramm für die Partner der Staatsgäste, Angela Merkels Mann Joachim Sauer wird ihm das sicherlich nachsehen, sei "sehr familiär" abgelaufen. Und der Empfang der Staatsgäste aus Afrika, "das war auch ein Erlebnis".

In seinem Landkreis wird derweil alles abtransportiert, was nicht bleibend ist. Kolonne um Kolonne von Blaulichtfahrzeugen jeder erdenklichen Organisation fährt auf der Autobahn Richtung Norden. Polizisten montieren das kilometerlange Gitter an der Bundesstraße 2 ab, das die Verbindung nach Elmau vor Demonstranten schützen sollte.

Durch das enge Klais rangieren wie vor dem Gipfel wieder ununterbrochen schwere Lastwagen, nur dass sie diesmal ihre Ladung holen. Die Kontrollstellen des Bundeskriminalamtes an der Mautstraße sind verlassen. Vom Elmauer Tal kehren auch Fahrzeuge der Bundeswehr zurück, einige davon auf Ketten. Auf dem Hubschrauber-Landeplatz, von dem Barack Obama mit der Marine One am Montag nach München geflogen ist, baut das THW zahlreiche Anlagen ab.

Nicht anders sieht es im Camp der Demonstranten in Garmisch-Partenkirchen aus. Bis auf die Toiletten, zwei Spülbecken mitten auf der Wiese, dem Küchenzelt und ein paar kleineren Zwei-Mann-Unterkünften ist am Dienstagmittag fast alles weg. Die Wiese ist an wenigen Stellen matschig, ansonst aber picobello sauber. "Wie wir es gesagt haben", sagt ein Mitorganisator des Camps. Müll werden die G-7-Gegner nicht hinterlassen, dafür aber ein kleines politisches Pflänzchen. In Garmisch wollen die Antifa und eine trotzkistische Organisation Jugendgruppen anbieten. Die Linke verzeichnete vier Eintritte.

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