Nach Attacken aus der CSU:Griechenlands Premier Samaras will nach Bayern kommen

Führende CSU-Politiker haben das von der Schuldenkrise gezeichnete Griechenland heftig kritisiert: Regierungschef Samaras will nach Bayern reisen, um mit Bayerns Ministerpräsident Seehofer zu sprechen - das Treffen könnte noch in diesem Jahr stattfinden.

Robert Roßmann und Mike Szymanski

European Council Summit in Brussels

Antonis Samaras bei der Ankunft auf dem EU-Gipfel in Brüssel.

(Foto: dpa)

Griechenlands Regierungschef Antonis Samaras will nach den teils heftigen Attacken aus der CSU gegen sein Land nach Bayern reisen und mit Ministerpräsident Horst Seehofer sprechen. Eine entsprechende Anfrage liegt der Münchner Staatskanzlei nach Informationen der Süddeutschen Zeitung vor.

Das deutsch-griechische Verhältnis gilt seit Ausbruch der Euro-Schuldenkrise als belastet. Vor allem die CSU hatte mit drastischen Aussagen dazu beigetragen. So hatte etwa Bayerns Finanzminister Markus Söder gesagt, an den Griechen müsse ein "Exempel" statuiert werden. Bevor Athen Deutschland "mit in den Abgrund" reiße, müsse das Rettungsseil gekappt werden. CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt warf den Griechen Faulheit vor: "Die Euro-Zone ist eine Gemeinschaft der Stabilität und der Leistungsbereitschaft, kein Hängematten-Klub." Söder und Dobrindt haben wiederholt gefordert, Griechenland aus der Euro-Zone zu werfen.

Nun will Ministerpräsident Samaras offenbar persönlich bei der CSU um Verständnis werben. Seehofer sagte der SZ, Samaras sei in Bayern willkommen. Das Treffen solle "möglichst noch in diesem Jahr" stattfinden. Er sei auch "zu einem Gegenbesuch in Griechenland bereit".

CSU-Delegierte fordern Regelwerk für Euro-Austritt

Der Kontakt zwischen Samaras und Seehofer kam über den ehemaligen bayerischen Europaminister und heutigen Landtagsvizepräsidenten Reinhold Bocklet (CSU) zustande. Bocklet sagte: "Samaras legt großen Wert auf das Gespräch mit Bayern." Auf ihrem Parteitag hat die CSU deutlich mildere Töne gegenüber Griechenland angeschlagen. Seehofer stellte Athen erstmals mehr Zeit und weitere finanzielle Unterstützung bei den Reformen in Aussicht. In einem Leitantrag zur Europapolitik, den die Delegierten einstimmig beschlossen, wird jedoch weiter ein Regelwerk für den Austritt von Staaten aus der Euro-Zone gefordert.

Die Delegierten befassten sich in München auch mit einem eigenen Rentenkonzept. Im Kampf gegen Altersarmut sollen vor allem Frauen bessergestellt werden: Die CSU will die Erziehungszeiten für Kinder, die vor 1992 geboren wurden, stärker berücksichtigen. Sie sollen denen für später geborene Kinder angeglichen werden. Ferner beschloss die CSU eine "Digitalisierungsoffensive": Bis 2018 soll Bayern flächendeckend mit Hochgeschwindigkeits-Internetzugängen ausgestattet werden.

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