Museumsprojekt:Museum der Bayerischen Geschichte: Brandanschlag gefährdet die Eröffnung

  • Im Herbst kommenden Jahres soll das Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg eröffnet werden.
  • Ein Brand bringt nun die Pläne durcheinander.
  • Das bereits bezugsfertige Verwaltungsgebäude muss wegen giftigen Rauchs und Rußes wieder bis auf die Grundmauern zurückgebaut werden.

Von Hans Kratzer

Die für den Herbst 2018 geplante Eröffnung des Museums der Bayerischen Geschichte in Regensburg ist plötzlich in Gefahr. Der Brand, der vor einer Woche ein bereits fertiggestelltes Nebengebäude zerstört hat, richtete einen Schaden an, der sich "auf einen mittleren bis hohen Millionenbetrag" beläuft. Das sagte Richard Loibl, der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte (HdBG), am Montag bei einer Pressekonferenz in München.

Eigentlich stand der termingerechten Fertigstellung des Museums nichts mehr im Weg. Das Brandunglück aber macht vorerst alle Pläne zunichte. Loibl nannte das Ausmaß der Schäden "verheerend". Das Schlimmste sei nicht das Feuer gewesen, sondern die starke und giftige Rauchentwicklung. Das bezugsfertige Verwaltungsgebäude, das künftig die sogenannte Bavariathek beherbergen soll, muss nun wieder bis auf den Rohbau zurückgebaut werden. Neben der Fassade müssen vermutlich auch alle Fenster erneuert werden, da sich das Gift überall abgesetzt hat. Die Eröffnung der Bavariathek wird sich laut Loibl mindestens um ein halbes Jahr verzögern.

Die Ermittler gehen von einem absichtlich herbeigeführten Anschlag aus. Die Untersuchungen laufen allerdings noch. Erst in vier Wochen wird feststehen, wie es auf der Baustelle weitergehen wird. Sollte sich herausstellen, dass auch die aufwendig installierte Versorgungsanlage ausgewechselt werden muss, "dann wird es sehr teuer", sagte Loibl. Zum Glück kamen bei dem Brand keine Menschen zu Schaden, außerdem waren in dem Gebäude noch keine Museumsobjekte untergebracht. Auf der Baustelle in Regensburg herrscht auch deshalb großer Frust, weil die Arbeiten gut vorankamen. "Wir waren quasi auf Weltrekordkurs", sagte Loibl. "Wer mir ein vergleichbares Museum nennen kann, das irgendwo auf der Welt in vergleichbarer Zeit realisiert worden ist, dem zahl ich eine Mass Bier", machte Loibl seinem Ärger über den sinnlosen Anschlag Luft.

Darüber hinaus gab es auf der Pressekonferenz aber auch erfreulichere Nachrichten zu hören. Kultusminister Ludwig Spaenle machte dem Publikum das Jubiläumsjahr 2018 schmackhaft, das über die geplante Museumseröffnung hinaus eine Vielzahl hochkarätiger Veranstaltungen mit sich bringen wird. Zwei herausragende Jubiläen, nämlich "100 Jahre Freistaat" und "200 Jahre Verfassungskultur in Bayern" stehen laut Spaenle "im Zeichen der Bewusstseinsschärfung für das demokratisch verfasste Bayern", einem Thema, dem man sich künftig stärker zuwenden müsse und wolle.

Das Haus der Bayerischen Geschichte bereitet neben der Eröffnung des Museums, das mit einer Dauerausstellung und mit spektakulären Bühnenschauen brillieren soll, für 2018 auch eine Landesausstellung im Kloster Ettal vor. Diese wird sich dem Mythos Bayern widmen, also einem Phänomen, das auf der Grundlage der Wälder, Berge und Seen im Voralpenland entstanden ist. Diese Landschaft prägt das Bild von Bayern bis heute. Sie wurde zum Motiv von Malern, zur Muse von Dichtern und zum Sehnsuchtsort für einen König. Die Landesausstellung "Wald, Gebirg und Königstraum - Mythos Bayern" soll die Besucher anhand von Panoramen und Inszenierungen mitten in der Ettaler Gebirgslandschaft in dieses Bild versetzen (3. Mai bis 4. November 2018).

Neue Dachmarke für Museum und Landesausstellungen

Margot Hamm, die Projektleiterin des HdBG, berichtete, sie habe am Wochenende beim Klosterfest in Ettal Besucher befragt, wie sie diesen Mythos beurteilen. Die Antworten fielen unterschiedlich aus, dieser Spreizung wird sich auch die Ausstellung widmen. Das Patenkind aus Bremen sagte jedenfalls zu Frau Hamm: "Das meint ja nur ihr, dass ihr ein Mythos seid." Inhaltlich wird in der Ausstellung zum Beispiel die Propagandareise des Königs Max II. durch die Alpen thematisiert, die Wittelsbacher werden als Träger des Mythos hinterfragt, und es kommt der Dichter Waldschmidt zu Wort, der 1890 eine Vision formulierte: "Bayern muss das von Fremden am meisten besuchte Land werden." Auf der Pressekonferenz herrschte Einmütigkeit darüber, dass dies gelungen ist. Um sich davon zu überzeugen, genüge ein Wochenendausflug an den Tegernsee.

Um das neue Museum und die Landesausstellungen künftig sinnbildlich unter ein Dach zu bekommen, hat das Haus der Bayerischen Geschichte sein Erscheinungsbild überarbeitet. Unter der neuen Dachmarke sind künftig das Museum, die Landesaustellungen, die Bavariathek und die Publikationsreihe Edition Bayern zuhause.

Für das Museum soll der bayerische Löwe Pate stehen. Er führt drei Protagonisten mit sich, die beispielhaft für die Vielfalt der Geschichten stehen, die in der Dauerausstellung erzählt werden. Der Further Drache, jener Ballon, mit dem zwei Familien aus der ehemaligen DDR flüchteten und der Schwabe Jim Knopf, der für das Thema Integration steht. Der Drache im Museum wird ein originalgetreuer Nachbau des Further Drachen sein. Nur fauchen darf er im Museum nicht - wegen des Brandschutzes. "Aber er wird ihnen zumindest zuzwinkern", sagte Loibl.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: