Münnerstadt:Aus Spaß geschlitzt

Unbekannter schlitzt seit Jahren Pools auf

Welch trauriger Anblick. Der Poolschlitzer vermieste zahllosen Kindern in Unterfranken den Sommer.

(Foto: Polizei Bad Kissingen)

27-Jähriger gibt zu, Planschbecken zerstört zu haben

Von Katja Auer, Münnerstadt

Es gab keine "Operation Schwarzer Schwan" wie in Mexiko, als die Polizei im Januar wieder mal den berühmt-berüchtigten Drogenboss Joaquin Guzman, genannt "El Chapo" aufspürte. Glücklicherweise auch keine Schießerei und nicht einmal eine Festnahme. Dennoch ist den Beamten in Unterfranken jetzt ein Coup gelungen, als sie einen viel gesuchten Mann aufgestöbert haben, der seit vielen Jahren wegen ganz abscheulicher Taten gesucht wird. Mitten im Sommer, wenn es richtig heiß war, hat er zahllosen Kindern den Spaß verdorben. Dutzende Pools und Planschbecken schlitzte ein bislang Unbekannter auf, meistens kam er nachts in die Gärten und machte nicht nur ein kleines Loch, sondern einen richtig langen Schnitt in die Gummibecken. Die waren dann nicht mehr zu gebrauchen. Mindestens 47 Fälle wurden angezeigt.

Ein 27-Jähriger soll das getan haben, er soll der Poolschlitzer sein, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Der Mann aus dem Landkreis Bad Kissingen habe sich "als Tatverdächtiger herauskristallisiert". Das sei nicht ganz einfach gewesen, sagte ein Polizeisprecher, denn es gab nur wenige Zeugen, die den Poolschlitzer beobachtet hatten. Und wenn, dann nur schemenhaft.

2009 ging das los, da zerschnitt jemand vier Planschbecken im Landkreis Bad Kissingen. Eine Serie begann, 2010 gab es schon 13 Fälle. Münnerstadt, Nüdlingen, Poppenlauer, Eltern und Kinder mussten um ihren Freizeitspaß fürchten. Über die Jahre trieb der Poolschlitzer weiter sein Unwesen, nicht nur im Landkreis Bad Kissingen, sondern auch in den benachbarten Landkreisen Schweinfurt, Haßberge und Rhön-Grabfeld. Die Polizei ermittelte, ein Beamter widmete sich in den vergangenen Jahren ganz dem geheimnisvollen Täter. Lange vergebens. 2014 schien der Schlitzer schon aufgegeben zu haben, kein einziger zerschnittener Pool in der Gegend. Aber im Sommer darauf ging es wieder los und 2016 verzeichnete die Polizei zehn Fälle.

Die Vorgehensweise war oft die gleiche, ein langer Schnitt in die obere Luftkammer. Über das Motiv des Täters wurde wild spekuliert. Ein Kinderhasser vielleicht oder einer mit einem Ödipus-Komplex? Jemand, der das Seepferdchen nicht bestanden hat? Einer, der Planschbecken blöd findet? Oder selbst nie eins hatte?

Und nun das. Aus "Spaß" will er gehandelt haben, teilte die Polizei mit. Der junge Mann habe ein Geständnis abgelegt, allerdings könne er sich an einzelne Fälle gar nicht mehr erinnern. Er habe die Taten nicht geplant, sondern die Planschbecken oft spontan zerschnitten.

Möglicherweise seien in Einzelfällen Trittbrettfahrer am Werk gewesen, sagte ein Polizeisprecher, es werde noch untersucht, welche Pools der Mann tatsächlich zerschnitten hat. Der Schaden beläuft sich auf mehrere Tausend Euro. Wenigstens sind die Pools in Münnerstadt jetzt wohl wieder sicher. Schade nur, dass der Sommer vorbei ist.

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