Tourismus:"Bayern ist nicht nur Neuschwanstein und München"

Regensburg

Ein lohnendes Ziel für Touristen: die Regensburger Altstadt mit dem Dom.

(Foto: dpa)

2019 wurden erstmals mehr als 100 Millionen Übernachtungen im Freistaat gezählt. Wirtschaftsminister Aiwanger ist mit der Bilanz zufrieden, sieht aber noch Raum für Verbesserungen.

Von Anika Blatz

Bayern ist wieder Deutschlands beliebtestes Urlaubsreiseziel für Gäste aus dem In- und Ausland. Im vergangenen Jahr wurden erstmals mehr als 100 Millionen Übernachtungen im Freistaat gezählt - ein Plus von 2,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. "Unser Tourismus ist eine Erfolgsgeschichte und Türöffner für die Wirtschaftskraft Bayerns", sagte Bayerns Wirtschafts- und Tourismusminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) bei der Vorstellung der Tourismusbilanz 2019 im Wirtschaftsministerium. Auch Barbara Radomski, Geschäftsführerin der Bayern Tourismus Marketing GmbH, zeigte sich zufrieden: "Das ist eine Zahl, auf die wir stolz sind."

Mit mehr als 30 Milliarden Euro Umsatz ist das Geschäft mit den Touristen immens wichtig. "Das ist ungefähr ein Drittel dessen, was die bayerische Autoindustrie jährlich umsetzt. Wir müssen der Tourismusbranche also den Stellenwert zubilligen, den sie verdient hat", sagte Aiwanger. Denn bei aller Zufriedenheit über die gestiegen Zahlen, warnte er auch vor Fallstricken und Wachstumsbremsen: "Online-Buchungen müssen Standard werden."

Um das Tourismusland Bayern in der digitalen Welt besser zu präsentieren und die Hotels sowie Gaststätten bei der Modernisierung zu unterstützen, soll dieses Jahr die "Kompetenzstelle Digitalisierung" in Waldkirchen gegründet werden. Auch regionale und ökologische Aspekte sollen in Zukunft mehr Beachtung finden. "Wir müssen im Tourismus mehr regionales Bewusstsein entwickeln", sagte Aiwanger. Es könne nicht sein, dass in den Speisekarten bayerischer Landgasthöfe argentinisches Rindfleisch und Garnelen aus asiatischer Aquakultur häufiger zu finden seien als das Rind von der Nachbarweide, heimische Wildprodukte und der fränkische Karpfen. Ein Tourist wolle ortstypisch essen, das bayerische Lebensgefühl erfahren.

Auch auf nachhaltige Urlaubsangebote wolle man sich stärker konzentrieren und dafür vor allem die touristische Wertschöpfung in den ländlichen Räumen stärken. "Bayern ist nicht nur Neuschwanstein und München, sondern auch der Nahurlaub am See", sagte Aiwanger vor allem mit Blick auf die deutschen Touristen, die 79 Prozent ausmachen. Deshalb soll Bayern mit seinen Seen und Flüssen zukünftig noch stärker die Zielgruppe der Sommerurlauber ansprechen.

Auch die bayerischen Heilbäder und Kurorte wollen neue Zielgruppen erschließen. Mit einer groß angelegten Marketingkampagne - unterstützt von Ex-Fußballer Philipp Lahm - sollen Gesundheitsprogramme entwickelt werden, die sich vor allem an jüngere Gäste richten. "Wir möchten präventive Angebote - gerade auch im psychosomatischen Bereich - anbieten", sagte der Vorsitzende des Bayerischen Heilbäder-Verbandes Klaus Holetschek.

Mit Blick auf den Bund sprach sich Aiwanger für ein flexibleres Arbeitszeitgesetz und die Einführung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für die Gastronomie aus. So könnten unter anderem gestiegene Personalkosten aufgefangen werden. Gerade kleine und ländliche Betriebe könnten sich ihr Personal kaum noch leisten. Auch die Bayern-Präsidentin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, Angela Inselkammer, forderte eine Entlastung der Gastronomiebetriebe: "Den reduzierten Mehrwertsteuersatz auch in diesem Bereich einzuführen, würde die Betriebe wirtschaftlich rentabler werden lassen, sie könnten in den Substanzerhalt investieren." Take-away-Restaurants zum Beispiel profitieren bereits von sieben statt 19 Prozent Mehrwertsteuer.

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