Münchner Wasser:Miesbacher Landrat stellt sich quer im Trinkwasserstreit

Münchner Wasser: Viele Bauern in und um Miesbach protestieren gegen die geplante Erweiterung des Schutzgebiets für das Münchner Trinkwasser im Mangfalltal.

Viele Bauern in und um Miesbach protestieren gegen die geplante Erweiterung des Schutzgebiets für das Münchner Trinkwasser im Mangfalltal.

(Foto: Matthias Köpf)

Im Dauerkonflikt über ein Schutzgebiet für das Münchner Trinkwasser im Mangfalltal widersetzt sich Olaf von Löwis einer Weisung der Regierung von Oberbayern. Die spricht von einer "fachlich erforderlichen Maßnahme", der Landrat hält das für zu pauschal.

Von Matthias Köpf, Miesbach

Im Dauerstreit über eine Erweiterung des Schutzgebiets für die Münchner Trinkwasserbrunnen im Mangfalltal stellt sich der Miesbacher Landrat Olaf von Löwis (CSU) gegen eine Weisung der Regierung von Oberbayern. Diese hatte das Landratsamt am Freitag zum wiederholten Mal aufgefordert, im Vorgriff auf die seit Jahren geplante Erweiterung ein Dünge- und Beweidungsverbot für die betreffenden Flächen zu erlassen. Dies geschah im Hinblick auf ein Gutachten, das Löwis der Behörde vorgelegt und am Montag nun auch öffentlich vorgestellt hat. Darin kommt der Hydrogeologe Uwe Tröger zu dem Schluss, dass die Rinderhaltung und die Düngepraxis in dem Gebiet keine Gefahr für das Trinkwasser darstellen. Stattdessen mahnte Tröger am Montag, sich um die Kläranlagen im Einzugsgebiet zu kümmern.

Tröger, bis zur Emeritierung rund drei Jahrzehnte Lehrstuhlinhaber für Hydrogeologie in Berlin, stützt seine Einschätzung auf die vier Tage, an denen die Münchner Stadtwerke 2020 eine Keimbelastung des zufließenden Wassers registriert und es daher in die Mangfall abgeleitet hatten, statt es in ihr Netz einzuspeisen. An all diesen Tagen habe es keinen Zusammenhang mit teils jahreszeitbedingt gar nicht weidenden Rindern gegeben, sondern mit Hochwassern im Mangfalltal. Die Keime stammten vermutlich aus Kläranlagen, die mit der Niederschlagsmenge überfordert gewesen seien und Abwasser ungeklärt ablassen mussten. Mischkanalisationen für Abwasser und Oberflächenwasser seien "ein gravierendes Problem in unserem Land und nicht nur in Bayern", sagte Tröger.

Die Regierung hatte Trögers Gutachten am Freitag zurückgewiesen. Das Dünge- und Beweidungsverbot, wie man es schon 2019 verlangt habe, treffe nur drei Grundeigentümer, die dafür auch entschädigt würden. Es sei "eine fachlich erforderliche Maßnahme, die von den bundesweit geltenden technischen Regeln so vorgesehen ist". Das wiederum stößt auf Widerspruch bei Tröger und Löwis. Sie verlangen, nicht pauschal behördliche Kriterienkataloge anzuwenden, sondern jedes Gebiet einzeln zu betrachten. Das Umweltministerium sei mit Tröger als Gutachter einverstanden gewesen, betonte Löwis. Daher habe er umso weniger Verständnis, dass das Gutachten nun ohne fachliche Debatte verworfen werde.

Dass die Regierung ihn am Freitag mit der gleichzeitig öffentlich gemachten Weisung überrascht hat, bis 1. Dezember ein Dünge- und Weideverbot zu erlassen, sieht Löwis als Vertrauensbruch. "Ich erwarte, dass die zurückgenommen wird", sagte Löwis. "Es wirkt wie Willkür der übergeordneten Behörden", ergänzte der Warngauer Bürgermeister Klaus Thurnhuber. Er nahm damit eine Formel des Vereins "Unser Wasser" und der Initiative "Heimatwasser" auf, die sich gegen die Erweiterung des Wasserschutzgebiets und gegen mögliche Einschränkungen für Grundbesitzer stemmen und am Montag am Landratsamt Posten bezogen hatten.

Bei all dem gehe es nicht um einen Stadt-Land-Konflikt oder gar darum, den Münchnern das Wasser abzudrehen, sondern um "ein ergebnisoffenes, transparentes und rechtssicheres Verfahren", betonte Löwis. Etliche Landräte hatten das Verfahren schlicht liegen lassen. Erst Löwis' grüner Vorgänger Wolfgang Rzehak sah sich verpflichtet, es voranzutreiben. Er scheiterte aber am juristischen und am politisch orchestrierten Widerstand und wurde 2020 nach einer Amtszeit abgewählt.

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