Uni-Atlas Bayern:LMU München: Spitze im Süden

Uni-Atlas Bayern

Welche Uni hat was zu bieten

Eine Reise durch die Uni-Städte Bayerns: Die Ludwig-Maximilians-Universität sieht sich bei den Besten - in der Lehre, in der Forschung und mit allen Verlockungen der Studenten-Metropole München.

Von Ferdinand Otto (Text) und Korbinian Eisenberger (Illustration)

Ein fensterloser Hörsaal aus den Siebzigerjahren, nackte Betonwände, Neoröhren summen an der Decke und tauchen die 50 Abiturienten in kaltes Licht: So hatten sich Florian und Bilal die altehrwürdige Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) nicht vorgestellt. "Ich dachte, die ganze Uni sieht aus wie das Hauptgebäude, mit Säulen und Statuen! Und so ein Brunnen in jeder Aula wäre nice", lachen die beiden Aubinger.

Zusammen mit ihren Altersgenossen haben sie an einem Mittwochabend in einem Nebengebäude auf Sitzschalen aus orangem Pressspan Platz genommen, um mehr über die LMU zu erfahren. Vorne spricht eine Dozentin von der zentralen Studienberatung. Sie will den Teenagern - manche sind mit ihren Eltern gekommen - die Uni näher bringen. Sie erklärt, was ein Bachelor-Abschluss ist, wofür ECTS-Punkte gut sind und warum die LMU eine tolle Uni-Wahl ist.

Der Vortrag verfängt, zumindest bei Florian und Bilal. Und wenn die beiden diese Woche noch ihre mündlichen Abi-Prüfungen bestehen, dann werden sie wohl in diesem Herbst unter den rund 8000 Erstsemestern sein, die sich jedes Jahr neu an der LMU einschreiben. Genug junge Leute, um eine Kleinstadt zu besiedeln. Wie lockt man so viele junge Menschen an?

"Was uns beliebt macht, ist bestimmt auch die Tatsache, dass wir eine klassische Volluniversität sind. Es gibt wenig, was man hier nicht studieren kann", sagt Bernd Huber, seit 14 Jahren Präsident der LMU. Immer wieder spricht er vom Wettbewerb mit den internationalen Spitzen-Unis. Die LMU sieht er auf einem guten Weg: "Die Exzellenzinitiative hat es gezeigt: Wir betreiben hier in sehr vielen Fächern sehr gute Forschung und Lehre." Sein Anspruch ist es, in möglichst vielen Fächern ganz vorne mitzuspielen. Und das lässt sich die Uni einiges kosten: In den vergangenen Jahren entstanden ein neuer Bio-Campus in Martinsried im Süden der Stadt sowie neue Labore für die Tiermedizin in Oberschleißheim.

Demnächst wird ein neues Physikzentrum am Englischen Garten gebaut. Außerdem, glaubt Huber, hilft der Uni ihr Standort München: "Die Stadt bietet jungen Akademikern ein tolles Klima: Hier gibt es viele große Unternehmen, Kulturinstitutionen und Behörden, mit denen man gleich Kontakte knüpfen kann." Dazu komme die hohe Lebensqualität der Stadt.

Das ist der Uni-Atlas Bayern

Wer sich für ein Studium entscheidet, wählt nicht nur ein Fach aus. Er steht auch vor der Wahl, an welcher Uni er studieren möchte - und in welcher Stadt. Der Uni-Atlas soll bei der Entscheidung helfen.

Der Uni-Atlas Bayern reist in alle Studien-Städte im Freistaat, schaut auf Fächerangebote und spezielle Schwerpunkte der Universitäten und lässt die Studenten selbst zu Wort kommen.

Manche Universitäten verteilen ihre Fakultäten auf Gebäude mitten in der Stadt, zwischen Parks, Cafés und Museen, wie in München. An Campus-Unis liegt alles nah beieinander, dafür ist der Weg in die Innenstadt weiter, etwa in Regensburg. Der Altas hinterfragt Uni-Rankings, sucht nach Orchideenfächern und gibt einen Überblick über die neuesten digitalen Studiengänge.

Die Bewerbungsfrist für die zulassungsbeschränkten Fächer endet am 15. Juli. Bis dahin taucht der Uni-Atlas Bayern jede Woche in andere Uni-Städte und Themen rund ums Studieren in Bayern ein.

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Tatsächlich zeigt sich München nur wenige Schritte entfernt von Hubers Büro in der Leopoldstraße von seiner schönsten Seite: Der Geschwister-Scholl-Platz, vom Stadtplaner Friedrich von Gärtner Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut, untermauert den Herrschaftsanspruch, den Huber an seine Uni stellt: monumental, Ehrfurcht einflößend. Die Anleihen aus der griechischen Antike, Säulen, Kapitelle und Fresken, sollen zeigen: Hier steht ein Tempel des Wissens.

München ist viel mehr als Hofbräuhaus und Schickimicki

Der Platz vor der Uni wuselt, die Sonne scheint, neben den Springbrunnen sitzen Studenten im Gras, lesen, rauchen, plaudern. Gegenüber dem Hauptgebäude führt die Veterinärstraße hinunter zum Englischen Garten. Gleich hinter den ersten Bäumen des Parks drängen sich Studenten mit Umhängetaschen vor dem Milchhäusl, einem Kiosk, an dem sich die jungen Akademiker mit Bier oder Café für den Nachmittag am Eisbach eindecken.

Zurück zum Hauptgebäude. Den Strom der Nerd-Brillen und Hollandräder zieht es um die Mittagszeit in die Cafés, die Schellingstraße runter. Wer nicht weit laufen will, klappt im Lost Weekend seinen Laptop auf. Das Lesecafé war früher eine Buchhandlung. Heute werden zwischen den Bücherregalen, die einfach stehen geblieben sind, vegane Snacks, Wein, Kaffee und Reclam-Hefte serviert.

Der Alte Simpl in der Türkenstraße, benannt nach der Satirezeitschrift Simplicissimus, brummt schon zur Mittagszeit. Hier gehen bis 3 Uhr morgens Schnitzel, Pommes, Spätzle und große Salatteller über die dunkle, hölzerne Wirtshaustheke - besonders nach langen Stunden zwischen Bücherstapeln sehr beliebt. Wer danach den allerletzten Absacker im Viertel trinken will, steigt die Stufen in die Keller-Bar Tumult hinunter, wo bis spät in die Nacht Jägermeister und Punkrock den Uni-Stress vergessen lassen.

Doch jetzt um die Mittagszeit dominieren noch die Coffee-to-go-Becher das Bild. Wem der Englische Garten zu trubelig ist, der schlendert über den alten Nordfriedhof im Herzen der Maxvorstadt. Alte Bäume dimmen das Licht, und zwischen Grabsteinen und Engelsfiguren aus dem 19. Jahrhundert drehen hier regelmäßig viele Jogger ihre Runden, Kinder spielen verstecken.

Florian und Bilal, die beiden Abiturienten, wissen, warum sie gerne in München studieren möchten: "Die Vielfalt in einer Großstadt macht's halt", sagt Bilal. Denn München ist viel mehr als die Bilder, die man aus dem Fernsehen kennt, mit Hofbräuhaus und Schickimicki: Wem Hochglanz-Fußball nicht taugt, der geht ins Grünwalder Stadion statt in die Allianz-Arena.

Neben den Cineplexen mit ihren Riesenleinwänden behaupten sich einige kleine Kinos wie die Museum Lichtspiele, das englischsprachige Cinema oder das Arena. Und wer von Hipstern und Schnöseln eine Auszeit braucht, findet selbst in München einen Hocker an der Bar einer gemütlichen, dunklen Boazn, zum Beispiel im Flaschenöffner, der Shakira-Bar oder im Schweizerhaus.

Ihr Studium, da sind sich die beiden Abiturienten sicher, werde wie im Flug vergehen. Auch wenn die Münchner Lebensqualität ihren Preis hat.

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