München (dpa/lby) - Bei der elektronischen Datenverarbeitung und der Personalverwaltung der bayerischen Universitäten gibt es nach Ansicht des Obersten Rechnungshofs (ORH) diverse Mängel. Konkret plädieren die obersten Kassenprüfer des Freistaats unter anderem für mehr Kooperation der Hochschulen im IT-Bereich, zentrale Rechenzentren, eine Verbesserung der Informationssicherheit und eine umfassende Digitalisierung der Personalverwaltung. Das geht aus zwei neuen sogenannten „beratenden Äußerungen“ des ORH hervor - die Dokumente liegen der Deutschen Presse-Agentur in München vor.
„In der Verwaltungs-IT, insbesondere in der geprüften Personalverwaltung, arbeiten die Hochschulen bisher nur rudimentär zusammen und entwickeln eigene Softwarelösungen oder kaufen Produkte“, konstatiert der ORH - und plädiert für mehr Kooperation. Zudem beklagt der Rechnungshof bei vier geprüften Universitäten „Defizite“ in der Qualitätssicherung der Personalverwaltung - dabei könnten Fehler dort teilweise zu „erheblichen Fehlzahlungen“ führen.
Und im IT-Bereich seien die Reduzierung des dezentralen technischen Betriebs und dessen Bündelung in einem zentralen Rechenzentrum sowie hochschulübergreifende Kooperationen im IT-Bereich „dringend erforderlich, damit die Hochschulen ihre Aufgaben wirtschaftlich und sparsam erledigen können“, argumentieren die Rechnungsprüfer. Es gebe „dringenden Handlungsbedarf“, etwa um die Organisation und Steuerung des IT-Einsatzes zu optimieren, die hochschulübergreifende Zusammenarbeit auszubauen und zu vertiefen - aber auch, um existierende Mängel in der Informationssicherheit zu beseitigen.
Die haushaltspolitische Sprecherin der Landtagsgrünen Claudia Köhler, kritisierte, es werde Geld verschwendet - und Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) schaue zu. „Herr Söder träumt von kostspieligen bayerischen Marsmissionen, aber seine Regierung kann den ganz normalen Alltag an den Unis nicht bewältigen und verschleudert dabei immens Steuergeld.“ Köhler kritisierte etwa: „Zeitgemäße Digitalisierung bei der Personalverwaltung? Nicht an unseren Universitäten. Kiloweise Papier wird hin- und hergeschickt.“ Zudem sei die fehlende Zentralisierung der IT „nicht nur Geldverschwendung, sondern auch ein erhebliches Sicherheitsproblem, weil gemeinsame Standards so nicht eingehalten werden können“.
Sibler betonte, dass die Hochschulen „selbstverständlich“ daran arbeiten würden, ihre IT-Strategie in allen Bereichen weiterzuentwickeln. Er bezeichnete es als Erfolgsgeschichte, dass die IT-Strategie nicht vom Staatsministerium vorgegeben sei, sondern aus der Runde der Hochschulen „in enger und vertrauensvoller Zusammenarbeit mit dem Staatsministerium konzipiert wird“.
„Die Hochschulen in Bayern haben während der Corona-Pandemie beim Thema Digitalisierung noch einmal einen deutlichen Sprung nach vorne gemacht“, sagte Sibler. Wenn die Opposition behaupte, die Hochschulen in Bayern könnten ihren Alltag nicht bewältigen, habe sie keine Ahnung, was diese gerade während der Corona-Pandemie geleistet hätten. „In kürzester Zeit haben sie komplett auf digitale Lehre umgestellt und so rund 400.000 Studierenden die Weiterführung ihres Studiums trotz Pandemie ermöglicht.“
Die bisherigen neun staatlichen Universitäten und 17 staatlichen Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayern beschäftigen nach Angaben des ORH rund 140.000 Mitarbeiter in wissenschaftlichen und nichtwissenschaftlichen Bereichen. Ihre Bezüge belaufen sich auf circa drei Milliarden Euro jährlich. Allein die neun staatlichen Universitäten geben laut ORH rund 159 Millionen Euro und damit fünf Prozent ihres Haushaltsvolumens für den IT-Einsatz aus.
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